True Blood (Season 1) (USA 2008)

truebloods1„Life is getting too weird too fast.“ – Sookie

Die Abgeschiedenheit des Geistes erlaubt die Simulation moralischer Entfremdung. Worüber ein Mensch im Innern sinniert und wohin er in dieser isolierten Intimität schweift, bleibt allein seine Angelegenheit. Der Körper wird zur Fassade, hinter der nur wenige das wahre Selbst zu durchschauen vermögen. Die junge Kellnerin Sookie Stackhouse weiß durch angeborene telepathische Kräfte um die Gedanken und Gesinnung ihrer Mitmenschen. Über die Jahre hat sie gelernt, diese Gabe so weit zu kontrollieren, als dass sich ihre engsten Freunde und Vertrauten nicht ausspioniert fühlen. Eine Beziehung jedoch macht diese Fähigkeit unmöglich. Bis sie eines Abends Bill (Stephen Moyer, „88 Minutes“) begegnet.

Mit „True Blood“ entwirft „Six Feet Under“-Erfinder Alan Ball ein Szenario, in dem Vampire an die Öffentlichkeit getreten sind, um sich gesellschaftlich zu integrieren. Ein synthetischer Nahrungsersatz lässt die untoten Nachtjäger von menschlicher Beute absehen. Diese Offenbarung passt selbstredend nicht jedem Blutsauger und auch auf Seiten der Sterblichen regt sich von religiösen Kreisen angefachter Widerstand. In Sookies Heimatort, der in Louisiana gelegenen Kleinstadt Bon Temps, sind die Menschen von Natur aus misstrauisch, nicht wenige vorurteilsbeladen. Sie selbst gilt als Außenseiterin. Die Nähe zu Bill, dem ersten Vampir der Gegend, schürt den Argwohn zusätzlich. Besonders bei ihrem Boss Sam (Sam Trammell, „Aliens vs. Predator 2“), der seinerseits Gefühle für sie hegt.

Anna Paquin, die für ihre Leistung in „Das Piano“ (1993) elfjährig einen Oscar gewann, verkörpert die scheinbar unnahbare Sookie Stackhouse mit großer Hingabe. Die Verletzlichkeit der Waise, die mit ihrem aufmüpfigen Bruder Jason (Ryan Kwanten, „Dead Silence“) bei der Großmutter lebt, wird durch ihr nuanciertes Spiel ebenso herausgearbeitet, wie das durch Enttäuschung und Trotz geschürte Durchsetzungsvermögen. Bills Gedanken sind für Sookie nicht lesbar, was seine Anziehungskraft auf sie zusätzlich steigert. Bei ihrer ersten Begegnung rettet sie ihm gleich das Leben, als sich ein zwielichtiges Pärchen seines Blutes bemächtigen will.

Der Lebenssaft der Vampire hat auf den menschlichen Körper bewusstseinserweiternde Wirkung. Sookies Kollege, der schwarze Koch Lafayette (Nelsan Ellis, „The Inside“), dealt neben bekannten Drogen auch mit Vampirblut. Über ihn kommt Jason, der sich schier unermüdlich durch die Damenwelt der Umgebung vögelt, mit der sinnesschärfenden Substanz in Kontakt. Die sich anbahnende Abhängigkeit ist aber längst nicht sein größtes Problem, treibt in Bon Temps doch ein Serienmörder sein Unwesen, der ausgerechnet zwei von Jasons Gespielinnen tötet und den Verdacht zwangsläufig auf ihn lenkt. Neben Sookie versetzt das auch ihre beste Freundin Tara (Rutina Wesley, „How She Move“), Lafayettes Cousine, in Sorge. Schließlich ist sie seit der Kindheit in Jason verschossen.

Dem schwülen Klima des Settings angeglichen ist der Soundtrack, spröder Südstaaten-Rock, der mit der atmosphärisch stimmig komprimierten Collage des Vorspanns frühzeitig die Vielschichtigkeit des packenden und visuell ausgefeilten Mystery-Dramas herausstellt. Über die 12 Episoden der ersten Staffel tauchen Ball und sein Team in die Vorgeschichten verschiedener Protagonisten ein, ergründen die sozialen Strukturen der Vampire und spielen stimmungsvoll mit Elementen aus Horror und Thriller. Ein großes Plus der auf Charlaine Harris‘ Buchreihe „The Southern Vampire Mysteries“ basierenden Serie sind neben fein ausgearbeiteten Nebenfiguren die durchweg starken Darsteller. Sie machen das ungemein freizügige, sinnliche und auch blutige Grusel-Theater bei aller Übernatürlichkeit glaubhaft. Zwar wird der Killer im eher konventionellen Finale schlussendlich enttarnt, für etwaige Fortsetzungen des faszinierenden Konzeptes bleiben dennoch ausreichend Fragen offen.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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