Trophy Eyes – Chemical Miracle (2016, Hopeless Records)

Die ungefilterte emotionale Ehrlichkeit von THE WONDER YEARS, der erdig-grungige Charme von BASEMENT und die Melancholie von MAKE DO AND MEND? Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal, imaginärer Gesprächspartner mit seltsam speziellen Anforderungen. Die Frage, wie man deinen Ansprüchen gerecht werden kann, dürfte keine besonders große Überraschung sein, schließlich steht der Titel „Chemical Miracle“ in dicken Lettern über diesem Review.

Schwache Einleitung hin oder her: Der zweite Longplayer der fünf Australier von TROPHY EYES ist definitiv eine der frischesten Platten der letzten Monate – zumindest solange, bis BRAND NEW endlich ihre fünfte Platte rausbringen. Für die Qualität von „Chemical Miracle“ gibt es dabei mehrere Belege: Zum einen das stimmige Songwriting und das Händchen für extrem einhängige Hooks, das sich etwa in Songs wie „Nose Bleed“ zeigt. Zum anderen das unglaublich hohe Level an Abwechslung, das die elf Songs bieten. Während Nummern wie das erwähnte „Nose Bleed“ eine lupenreine, melodische Punkrock-Breitseite abliefern, tendieren Tracks wie „Breathe You In“ oder „Daydreamer“ eher in eine getragenere, hymnischere Richtung. Besonders spannend ist dabei allerdings die Tatsache, dass TROPHY EYES bei aller Abwechselung nie vergessen, dem Album einen durchgängigen roten Faden umzubinden.

Bestes Beispiel hierfür dürfte der Übersong des Albums („Rain On Me“) sein, dem es scheinbar mühelos gelingt, dem Hörer per Blastbeat ins Gehör zu grätschen, nur um noch vor der Marke von einer Minute Spielzeit in einen Part abzudriften, der sehr an „Small Skeletal“ von CRIME IN STEREO erinnert. Was kommt danach? Ein elektronsiches Interlude. Nun ja, kann man machen, muss man nicht, aber immerhin trägt auch „Chemical“ zur Abwechslung und Eigenständigkeit des Albums bei. TROPHY EYES sind eine echte Empfehlung, für Menschen wie mich, die das Gefühl haben, dass aktuelle Releases zunehmend ähnlicher klingen und die sich nur selten für neue Alben begeistern können. Also für die „Alles schon gehört“-Fraktion. Alles schon gehört? Nein, „Chemical Miracle“ noch nicht, das solltet ihr nachholen!

Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

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