Triangle (GB/AUS 2009)

triangle-2009Jess (Melissa George, „30 Days of Night“) ist alleinerziehende Mutter eines autistischen Sohnes. Um so etwas wie ein normales Leben finanzieren zu können, schuftet sie in einem Diner, wo sie von Greg (Michael Dorman, „Daybreakers“), Dauerkunde und heimlich in Jess verschossen, auf eine Segeltour mit seinen Freunden eingeladen wird. Als die Gruppe allerdings in einen plötzlich auftauchenden Sturm gerät und das Boot kentert, ist mit dem Relaxen erst einmal Schluss. Doch nach nicht allzu langer Zeit scheinen Jess und die anderen Glück zu haben: Ein riesiger Ozeandampfer kommt genau auf sie zu. Als sie schlussendlich an Bord der Aeolus gelangen, ist die Euphorie von kurzer Dauer. Denn der gigantische Dampfer ist menschenleer! Spätestens als Jess auch noch behauptet, die Korridore verdammt gut zu kennen, und daraufhin noch ein Fremder mit Sack auf dem Kopf auf sie losballert, ist der gemütliche Ausflug auf dem Meer verflogen wie die Möwen am Horizont.

Christopher Smith kennt man in der Horror-Gemeinde durch seinen eher schwachen Monster-Slasher „Creep“ (2004). In Erinnerung blieb der Film höchstens wegen der guten Kamera und Franka Potente. Besser machte es Smith mit dem Fun-Splatter „Severance“ (2006), der aufgrund der immer populären Fusion von trockenem britischen Humor und überzeugenden Gore-Effekten ansprechend funktionierte. Drei Jahre später überrascht uns der in Bristol geborene Regisseur nun mit einem filmischen Beitrag aus einem völlig anderen Genre. Oder besser gesagt, mit einem filmischen Beitrag aus Versatzstücken verschiedener Genres. Denn ist der Zuschauer in der ersten Viertelstunde von „Triangle“ sicherlich noch gewillt, sich mit einem typischen Slasher konfrontiert zu sehen, um sich nach kurzer Zeit auf einem Haunted Ship á la „Death/Ghost Ship“ (1980/2002) zu wägen, wird erst nach und nach deutlich, wo die Reise tatsächlich hinführt. Wo die Reise tatsächlich hinführt. Wo die Reise tatsächlich hinführt. Nämlich in einen Zeitreise- bzw. Zeitschleife-Thriller.

Die Idee der Zeitkrümmung ist im fantastischen Film gewiss nicht neu. Man nutzte sie, um damit Komödien („Und täglich grüßt das Murmeltier“, 1993) Thriller („12:01“, „Retroactive“, 1993/1997) oder aber auch Horrorstreifen („Los Cronocrímenes“, 2007) aufzupeppen. Smiths dritter Film orientiert sich am letztgenannten spanischen Beitrag (internationaler Titel: „Timecrimes“), ohne diesen allerdings nur wüst zu kopieren. „Triangle“ hat, wenn schon keinen Anspruch auf Originalität, so aber doch eine fesselnde Geschichte, die in bedeutungsschwangeren Bildern eingefangen und dazu von passender musikalischer Untermalung begleitet und zudem von überdurchschnittlichen Schauspielleistungen getragen wird. Und einen Schuss griechische Mythologie gibt es oben drauf – Kenner der Leidensgeschichte des Sisyphos, Sohn des Windgottes Aeolus riechen bestimmt schon vorher Lunte.

Die Bürde, die Jess aufgetragen wird, ist eine unmöglich zu bewältigende. Wie Sisyphos seinen Felsblock den steilen Hang hinaufzurollen versuchte – und erwartungsgemäß scheiterte –, so muss auch sie in jedem erneuten Durchleben des bereits Geschehenen einsehen, in welch einer Hölle sie gefangen ist. Eine weniger talentierte Darstellerin wäre wohl schnell zum ungewollten menschlichen Running Gag verkommen. Doch die 34-jährige Australierin meistert ihre Aufgabe mit Bravour. Erscheint Jess‘ Gemüt anfangs noch ziemlich konfus, wird mit jedem weiteren Reload des Horror-Szenarios ersichtlich, weshalb sie handelt, wie sie handelt, und dass all ihr Tun, das zuvor unlogisch und zum Teil auch sehr perfide erschien, ihre Berechtigung erhält.

Bei Zeitschleife-Filmen stellt sich die Frage, ob durch das häufige Abspulen einer Situation nicht schnell Langeweile aufkommt. Im Falle von „Triangle“ trifft das aber in keiner Sekunde zu, da der Zuschauer mit jedem weiterem Replay, wie oben bereits erwähnt, mehr über das Gesamtkonstrukt der Story und die Intention der Protagonistin erfährt. Und das bis zum bitteren Ende, welches in einem großbudgetierten Hollywood-Studiowerk sicher anders ausgesehen hätte. Lobenswert erscheint auch die Tatsache, dass während der gesamten Laufzeit kein einziges Mal der Name „Bermuda Dreieck“ fällt, obwohl der Großteil der Handlung genau dort stattfindet. Das Dreieck im Filmtitel kann darauf hinweisen, muss es aber nicht, da auch Gregs Segelschiff diesen Namen trägt.

Unübersehbar ist übrigens Smiths Verbeugung vor Stanley Kubricks „Shining“: Die mit Blut auf einem Spiegel geschriebene Botschaft findet sich in Zimmer 237, Ballsäle spielen eine wichtige Rolle, Kamerafahrten durch gespenstisch wirkende Korridore auch und die Axt kommt mehr als nur einmal zum Einsatz. Aufdringlich wirken diese Reminiszenzen jedoch nie und bleiben in jeder Sekunde als Hommage spürbar. Christopher Smith hat mit seinem dritten Film ein großartiges Mystery-Drama geschaffen, das in allen Belangen punkten kann – den einen oder anderen nicht gelungenen CGI-Effekt übersieht man dabei gerne.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

 

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