Transsiberian (GB/E/D/LT 2008)

transsiberianIm Zug nach Moskau treffen sich zwei Paare. Roy (Woody Harrelson, „No Country for Old Men“) und Jessie (Emily Mortimer, „Match Point“) sind gute Christen. Ihn faszinieren Züge, sie zehrt von einer lasterhaften Vergangenheit. Die Begegnung mit den Weltenbummlern Carlos (Eduardo Noriega, „Alatriste“) und Abby (Kate Mara, „Shooter“) wird Folgen haben. Er gibt sich als Frauenheld, sie wirkt unsicher. Die Menschen in den Abteilen, deren Fenster sich nicht öffnen lassen, sind schroff. Wie das Land. Wodka wird getrunken, sich zugeprostet, ausgestiegen und wieder eingestiegen.

Ein Hauch von Hitchcock streift die russischen Weiten. Mit „Transsiberian“ wagt sich Brad Anderson („The Machinist“) an den Horror der Weltsicht. Die Perspektive ist westlich, die Gefilde ex-sowjetisch. Bei einem Zwischenstopp geht Roy verloren, die Blicke des sich Jessie nähernden Carlos verheißen nichts Gutes. Ohne ihren Gatten geht es weiter, bis zum nächsten Stopp. Dass es irgendwie und irgendwann um Drogen geht, davon kündet bereits der einleitende Aufmarsch des Polizisten Grinko (Ben Kingsley, „Sexy Beast“). Ein Dealer findet sich mit Messer im Hinterkopf. Ihm wurden Ware und Geld entwendet.

Vor Schmugglern wird gewarnt. Als solcher ist Carlos rasch ausgemacht, trägt er doch einen Rucksack voller Matroschkas mit sich. Während Roy zur Gemahlin aufschließt, unternimmt sie mit dem Spanier allein einen Ausflug ins schneebedeckte Nirgendwo. Dort kommt es zum Kuss, zur Abwendung, zur Tötung im Affekt. Zurück im Zug findet sich Roy in Begleitung Grinkos, vor dem sich Jessie aalgleich um die Wahrheit windet. Denn der verscharrte Carlos hat die Mitbringsel in ihrem Gepäck deponiert. In der Erklärungsnot wird die Luft dünner, der Ton des selbst zwielichtigen Polizisten schärfer. So lange aber der Puls rast, ist das Glaubwürdigkeitsproblem der Verstrickungen und Motive nicht präsent.

Mit verhaltenem Tempo und akutem Hang zur Einblendung undurchdringlicher Landschaftsbilder schiebt Anderson die Geschichte vorwärts. Atmosphärisch erweist sich diese Zurückhaltung als durchaus dicht, nur bleibt die Darstellung von Land und Leuten zu vielen Klischees unterworfen. Im Schlussdrittel dann wird plötzlich Adrenalin gepumpt. Mit einem Kollegen (Thomas Kretschmann, „Wanted“), für den neben dem Goldkettchen auch die Trainingshose zur Uniform gehört, treibt es Grinko in einen entlegenen Hangar. Es wird gefoltert, Klarheit forciert, im führerlosen Zug gefahren. Mit Hitchcock hat das längst nichts mehr zu tun. Der Andeutungen sind es zu wenig, der Gewalt zu viel. Dieser Zug ist auf halber Strecke entgleist.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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