Total Recall (USA/CDN 2012)

total-recall-remake„I may not remember who I was. But I know who I am.“ – Überzeugungstäter mit Erinnerungslücken: Quaid/Hauser

Der prägende Einfluss von Autor Philip K. Dick auf das moderne Science-Fiction-Kino bedarf im Grunde keiner Erörterung. Für gewöhnlich genügt die Erwähnung der Urheberschaft jener literarischen Vorlage („Träumen Androiden von elektrischen Schafen“), der Ridley Scotts wegweisender Klassiker „Blade Runner“ (1982) zugrunde liegt. Ebenfalls aus seiner Feder stammt die Kurzgeschichte „Erinnerungen en gros“, die als Inspiration zu Paul Verhoevens „Total Recall“ (1990) diente. Die von „Underworld“-Regisseur Len Wiseman nachgereichte Neuverfilmung orientiert sich mehr an Verhoevens Werk denn Dicks originärem Entwurf – und entpuppt sich als erwartungsgemäß konventionelle Hollywood-Produktion in immerhin solider Aufmachung.

Im Gegensatz zur ersten, auf dem Mars spielenden Filmversion basteln die Macher um den bekannten Agenten- und Identitätsfindungsplot einen dystopischen Blick ins irdische Übermorgen: Ende des 21. Jahrhunderts ist die Erde durch einen verheerenden Krieg weitgehend zerstört. Lediglich zwei Territorien blieben übrig, die United Federation of Britain (UFB) und eine Kolonie am anderen Ende der verseuchten Welt (ehemals Australien). Die UFB beutet jene Kolonie schamlos aus und lässt Tag für Tag Arbeiter durch einen Tunnel im Erdinneren (!) herüberschaffen. Einer von ihnen ist Doug Quaid (Colin Farrell, „7 Psychos“), den wiederkehrende Träume über ein Leben als Geheimagent zum umstrittenen Unternehmen Rekall führen.

Dort bietet man implantierte Erinnerungen für jedermann an, so dass der Auslebung geheimster Fantasien nichts im Wege steht. Beim ebenfalls interessierten Doug allerdings regen sich während des Eingriffs gelöschte Erinnerungen. Plötzlich wird der scheinbar harmlose Fabrikarbeiter zum Gejagten des Machtapparates um Kanzler Cohaagen („Breaking Bad“-Star Bryan Cranston) und selbst seine Frau Lori (Wisemans Gattin und „Underworld“-Star Kate Beckinsale) entpuppt sich als Schergin des Systems. Auf seiner waghalsigen und von allzu glatten Actionszenarien gesäumten Flucht muss Doug erkennen, dass sein richtiger Name Hauser ist und er dem Widerstand um die Revoluzzer Matthias (auch ein alter „Underworld“-Bekannter: Bill Nighy) und Melina (Jessica Biel, „Next“) angehört.

Wisemans visuell bemühter, jedoch nur bedingt treffend besetzter Zukunfts-Thriller muss ohne die Ironie von Verhoevens grell überspitzem Ansatz auskommen. Dafür setzt es einige Zitationen (u.a. die Frau mit drei Brüsten), die auch vor der Übernahme ganzer Dialogteile nicht halt machen. Dabei muss jedoch zwingend angemerkt werden, dass die jeder Tiefe beraubte Kinofassung wenig taugt. Annehmbar ist „Total Recall“ lediglich im allein auf Blu-ray veröffentlichten ´Director’s Cut´, der Dougs/Hausers ursprüngliche Mission – inklusive Randerscheinung von Ethan Hawke („Gattaca“) – beleuchtet und wenigstens die Frage aufwirft, ob das gesamte Szenario nicht vielmehr einer fehlgeschlagenen Gedankenmanipulation bei Rekall geschuldet bleiben könnte.

Vor allem für Freunde von Verhoevens Vorreiter (immerhin mit Action-Eiche Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle) war ein mittleres Desaster zu erwarten – allein schon durch die Beteiligung Kurt Wimmers („Ultraviolet“) am Drehbuch. Derart übel ist es (Dank der verlängerten Fassung) nicht geworden, wenn es auf Darstellerseite auch wenig bleibende Eindrücke hagelt. Farrell bleibt gewohnt stoisch, die Biel recht beliebig und die chargierende Beckinsale rechtfertigt ihre Besetzung einmal mehr nur als Gemahlin des Regisseurs. Bryan Cranston hingegen überzeugt, bleibt wie Kollege Nighy aber weitgehend non-präsent. So ist Wisemans „Total Recall“ ein solider, aber eben auch durchweg überraschungsfreier Genrefilm mit guten Effekten. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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