Tortured (USA/CDN 2008)

tortured-2008Wer war noch mal Keyzer Soze? Der manipulative Strippenzieher, dies quasi-gesichtslose kriminelle Meisterhirn, findet in Ziggy einen Nachfolger. Wenn auch keinen legitimen. Beide sind Phantome, Dirigenten des Verbrechens, die ihr grausames Regime inkognito führen. Kaum jemand hat sie je zu Gesicht bekommen, zur Ausführung der Geschäfte wird ein eng verzweigtes Personengeflecht herangezogen, in dem jeder nur so viel weiß, wie er gerade wissen muss. „Die üblichen Verdächtigen“ wurde auf dieser Grundlage zum Klassiker, Supergangster Soze zum Fantomas der Gegenwartskultur.

„Tortured“ und seinem Über-Schurken Ziggy bleibt solche Lobpreisung vorenthalten. Nolan Lebovitz‘ Thriller, der nur in Titel und Covergestaltung das Fahrwasser des zeitgenössischen Folter-Horrors streift, entwickelt keine Raffinesse, sondern verfängt sich in einem müden Geflecht aus Logikmängeln und erzwungenem Wendungsreichtum. Der beginnt bereits mit Marterknecht Jimmy (Cole Hauser, „Paparazzi“), der auf Ziggys Geheiß Buchhalter Archie Green (Laurence Fishburne, „Five Fingers“) in die Mangel nimmt. Der soll eine beträchtliche Geldsumme beiseite geschafft haben.

Allerdings heißt Jimmy eigentlich Kevin Cole, ist FBI-Agent im Undercover-Einsatz und versucht durch Infiltration an den Super-Gangster heranzukommen. Vater Jack (James Cromwell, „L.A. Confidential“), Leiter der Bundesbehörde, ergeht sich in Sorge, weiß er doch um die Gefährlichkeit der Mission. Deren Anfänge, respektive Jimmys/Kevins Weg in die Organisation, werden in Rückblenden abgehandelt. Neben ihnen sind es allen voran die Einblicke in sein Privatleben und die allmählich scheiternde Beziehung, die den Plot auf der Stelle trippeln lassen.

Die Auswirkungen der Arbeit auf die Psyche und die Konflikte mit dem Vater wirken wie der gescheiterte Versuch, eine im Grunde schlichte Idee möglichst breit zu treten. Zur Aufarbeitung steht Jimmy/Kevin Seelsorger Kevin Pollak („Crime is King“) zur Seite, dessen überflüssiges Gastspiel aber auch nur den vagen Schein der Vielschichtigkeit erhellen soll. Und so wird der anfangs noch moderat fesselnde Film immer mehr mit dramaturgischem Fleisch behängt und nimmt mit haarsträubenden Twists am geradeheraus dümmlichen Ende die Ausfahrt nach Absurdistan. Selbst die prominente Besetzung kann dies überambitionierte B-Movie nicht vor dem Scheitern bewahren.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

 

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