Torso – Säge des Teufels (I 1973)

torsoDie große Slasher-Welle begann Ende der Neunzehnsiebziger. Angefacht durch den Erfolg von John Carpenters „Halloween“ (1978) – und den nicht minder beeindruckenden Nachahmereffekt von „Freitag der 13.“ (1980) – schlitzte sich plötzlich eine Hundertschaft an Serienkillern durch die Filmlandschaft. Deren Ursprung wird jedoch nicht besagten US-Klassikern zugeschrieben, sondern ausgesuchten europäischen Impulsgebern. Neben „Peeping Tom – Augen der Angst“ (1960) wird dabei insbesondere den italienischen Produktionen „Bay of Blood“ (1971) und „Torso“ (1973) eine maßgebliche Vorreiterrolle eingeräumt.

Während „Bay of Blood“ aber nicht allein durch die ruppige Gewalt im Gedächtnis blieb, sondern gerade aufgrund der geschickten Inszenierung, ist die Bedeutung des alternativ „Carnal Violence“ betitelten „Torso“ als deutlich geringer einzustufen. Autor und Regisseur Sergio Martino, der später billigen Euro-Grusel der Bauart „Die Insel der neuen Monster“ oder „Der Fluss der Mörderkrokodile“ drehen sollte, serviert eine streckenweise eher in Richtung Horror tendierende Variante klassischer Giallo-Motive. Die ist aus filmhistorischer Sicht fraglos einen Blick wert. An die Klasse der Genre-Großmeister Mario Bava oder Dario Argento knüpft sie jedoch zu keiner Zeit an.

Der Vorspann zeigt ein erotisches Fotoshooting, das von Fahrstuhlmusik der Gebrüder Guido und Maurizio De Angelis („Keoma“) untermalt wird. Das Erzähltempo bleibt diesem Startschuss angepasst und wird lediglich durch das Treiben eines Mörders durchbrochen, der in einer Universitätsstadt auf Opfer lauert. Die sind bevorzugt weiblich und werden mit einem schwarz-roten Schal erdrosselt. Als die Polizei um Mithilfe bittet, glaubt Kunststudentin Daniela (Tina Aumont, „Fellinis Casanova“) das Markenzeichen des Killers an ihrem Stalker Stefano (Roberto Bisacco, „Modesty Blaise“) zu erkennen. In der Folge erhält sie einen Drohanruf und sucht auf Anraten ihres Onkels mit drei Kommilitoninnen Zerstreuung in dessen Landhaus.

Dabei verstaucht sich Jane (Suzy Kendall, „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“) nach einem Treppensturz den Knöchel und geht früh zu Bett. Das Wirken des ihnen nachgereisten Killers entdeckt sie erst am nächsten Morgen und muss sich in der Folge verbergen, um diesem nicht selbst zum Opfer zu fallen. Denn um seine Spuren zu verwischen, zerlegt er die getöteten Mädels mit einer Säge. Das klingt expliziter und vor allem berüchtigter, als er der Film letztlich vor Augen führt. Martino übt sich in Zurückhaltung und deutet die meisten Bluttaten – dem Stillstand entgegen wirkt der per Autofront zerquetschte Kopf eines Marktverkäufers (eher dessen Attrappe), der den Killer erpressen will – lediglich an. Der Höhepunkt eröffnet sich früh, wenn eine zugedrogte Frau nach Hippie-Geplänkel mit Joints und blanken Brüsten im Morast getötet wird.

Spannend oder atmosphärisch dicht geschnürt bleibt der Plot daneben aber kaum. Nach zäher erster Hälfte, in der einzig das sporadische Walten des Mörders bei der Stange hält, folgt die Heimsuchung der Studentinnen in der Villa. Doch nach erfolgter Infiltrierung springt Martino zum nächsten Tag und legt den Fokus auf Jane. Dass sich der Täter ihr letztlich offenbart und in Rückblenden ein albernes Motiv zusammengezimmert wird, gestaltet den Schlussakt redseliger als erforderlich. Die Einführung eines potenziellen Retters erfolgt zudem dermaßen vorgezogen, dass von Nervenkitzel keine Rede sein kann. Wenn das Kind einen Namen braucht, so kann dieser nur Langatmig lauten. Zu viel Leerlauf, zu wenig Nägelkauen – trotz historischer Bedeutung und Klassikerstatus kann dieser angestaubte Slasher-Vorkämpfer bestenfalls bedingt überzeugen.

Wertung: 4.5 out of 10 stars (4,5 / 10)

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