Tötet Smoochy (USA/GB/D 2002)

toetet-smoochyRainbow Randolph (Robin Williams) ist der absolute Top-Star des US-amerikanischen Kinderfernsehens. Zumindest so lange, bis er nach einem Bestechungsskandal tief stürzt. Um solche Affären künftig zu vermeiden, suchen die Produzenten Nora Wells (Catherine Keener) und Frank Stokes (Jon Stewart) nach einem neuen Gesicht mit blütenreiner Weste. Sie stoßen schnell auf den grundguten Sheldon Mopes (Edward Norton) alias „Smoochy das Nashorn“. Dieser schafft es tatsächlich in der harten Welt des Kinderfernsehens zu bestehen und steigt zum Publikumsliebling aller Kleinwüchsigen auf. Randolph sinnt in der Zwischenzeit auf Rache und lässt nichts unversucht, um seinen Platz auf der Mattscheibe zurückzuerobern.

Mit „Tötet Smoochy“ ist Drehbuchautor Adam Resnik und Regisseur Danny DeVito („Mr. Bill“) ein erfrischender Blick in die ach so heile TV-Kinderwelt gelungen. Neben satirischen Seitenhieben überzeugt aber vor allem die prominente Darstellerriege. Wobei angesichts der Hauptakteure Edward Norton („Fight Club“) und Robin Williams („Mrs. Doubtfire“) verwunderlich erscheint, dass der Film bei uns nicht im Kino lief. Dem hiesigen Verleih war die Sache wohl zu heiß, denn in den USA spielte das 50 Millionen Dollar teure Werk lediglich knappe 8 Millionen wieder ein. Doch kommerzielles Fiasko hin oder her, „Tötet Smoochy“ macht Spaß und das auf (fast) ganzer Länge. Die bestechlichen Machenschaften im Fernsehen und in unserer konsumfreudigen Gesellschaft werden hier augenzwinkernd vor der im Grunde unschuldigen Kinderwelt aufs Korn genommen.

Die Pointen treffen häufig gezielt, doch leider ist der Film insgesamt nicht konsequent genug und hätte durchaus noch ein wenig böser ausfallen können. Gerade das klischeehafte Finale wäre in diesem Zusammenhang nicht nötig gewesen. Das Gute im Menschen verkörpert hier lediglich Edward Norton, der als Smoochy den Vorzeige-Moralapostel gibt und seinen zahlreichen kleinen Fans lediglich ein gutes Vorbild sein möchte. Rekrutiert wird er in einer Einrichtung für Drogenkranke, denen er in trostloser Umgebung mit seinem bunten Kostüm Mut machen möchte. Im weiteren Verlauf seiner steilen Karriere verliert er im völlig manipulierten Umfeld der Sendung nicht den Kopf und bemüht sich nach Leibeskräften, seinen Vorgesetzten den totalen Ausverkauf der Sendung auszureden.

Norton, der nicht ohne Grund zu den besten Darstellern der Gegenwart zählt, untermauert auch in „Tötet Smoochy“ seinen Stellenwert und beweist wieder einmal seine Rollenvielfalt. Sein Kontrahent wird von Oscar-Gewinner Robin Williams gespielt, der hier wie zuletzt in „One Hour Photo“ einen „Bösewicht“ geben darf und der ganz nebenbei sein früheres Image als moralisch einwandfreier Liebling der Kinder gehörig auf die Schippe nimmt. Dieser kann, mit eingeschlagenem Gesicht durch die Gegend laufend und gebackene Genitalien in die Kamera haltend ebenso überzeugen wie Norton und zeigt direkt zu Beginn, wie es hinter der Kamera der TV-Anstalten zugehen kann.

Doch auch die Nebenrollen sind sehenswert besetzt. So lässt sich Regisseur Danny DeVito nicht Lumpen und steht auch selbst als bestechlicher Manager vor der Kamera. Catherine Keener („Being John Malkovich“) überzeugt als Produzentin und künftige Freundin des bunten Nashorns, während Jon Stewart („Faculty“) wieder die Korruption in der Medienlandschaft darstellt. „Tötet Smoochy“ ist kurzweilige Unterhaltung mit Tempo und einigen wirklich vortrefflich pointierten Witzen, von denen es aber gut noch mehr hätte geben können. Dafür darf man sich an einer grandios aufgelegten Darstellerriege erfreuen und so sticht der gallige Streifen auf jeden Fall aus den Videopremieren der letzten Monate erfreulich heraus.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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