Them (F/RO 2006)

them-2007Schuld sind immer die anderen. Das kennt man ja. Aber wer sind eigentlich diese anderen, denen man gern und in konkreten Fällen tatsächlich das persönlich individuelle Unheil ankreiden kann? Diese Frage beschäftigt die französischen Wahlrumänen Clémentine (Olivia Bonamy, „Jefferson in Paris“) und Lucas (Michaël Cohen, „One Fine Day“) während einer schicksalhaften Nacht durchgängig. Ohne Vorwarnung wird ihr baufälliges Anwesen von gesichtslosen Schemen attackiert, die dem jungen Ehepaar bar jeder Begründung ans Leben wollen.

Das Regiegespann Xavier Palud und David Moreau, das derzeit am Remake des Hong Kong-Gruslers „The Eye“ arbeitet, baut auf schleichendes Unbehagen. Dabei beginnt „Them“ wie ein Horrorfilm nach klassischem Muster: Eine Mutter erleidet mit ihrer Tochter eine Autopanne auf nächtlicher Straße. Mutter öffnet die Motorhaube und ward nicht mehr gesehen. Erst sind es Geräusche aus dem nahe liegenden Wald, dann die Gewissheit, dass die verängstigte Tochter nicht allein ist. Die Wirkung des Auftakts wird dadurch verstärkt, dass Clémentine Tags darauf an der Stätte jener Ereignisse vorbeifährt. Ihr Domizil liegt nur unweit entfernt.

Sie ist Lehrerin, er verdingt sich als Schriftsteller. Der Charakterisierung ist damit genüge getan. Denn sympathisch sind diese Normalos auch ohne kleinlich beleuchteten Hintergrund. Und so leidet der Zuschauer mit, wenn kratzende Laute ihren Schlaf stören, der Diebstahl ihres Autos Panik verursacht und plötzlich der Strom ausfällt. Von Taschenlampen ausgehende Lichtkegel künden von der Anwesenheit gleich mehrerer Eindringlinge. In ihrer Furcht sehen sich die Opfer immer weiter in die Enge getrieben. Die Hoffnung liegt in der Flucht. Doch wie wollen sie einer Übermacht entkommen, deren Skrupellosigkeit keine Grenzen gesetzt zu sein scheinen?

Jeder unbekannte Laut in der Dunkelheit zerrt an den Nerven, jede weitere Station auf dem Leidensweg der Liebenden wird zur Zerreißprobe. In der Ausführung ist der hundsgemeine kleine Schocker denkbar simpel, in der Wirkung dafür umso größer. Palud und Moreau gelingt auch ohne vordergründige Effekte und Blutvergießen eine beklemmende Atmosphäre. Dazu kommt die Hilflosigkeit. Die der Protagonisten – und die des Zuschauers. Der atemlosen Flucht folgt die garstige Auflösung. Für das Drehbuch standen reelle Ereignisse Pate. Die Gänsehaut erhält sich dadurch auch über den Abspann hinaus aufrecht. Ein erschreckender Thriller.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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