The Weather Man (USA 2005)

the-weather-manGore Verbinski („The Ring“, „Fluch der Karibik“) ist das, was man im Allgemeinen einen Auftragsregisseur nennt. Ohne eigene Handschrift inszeniert er für große Produzenten große Unterhaltungsfilme mit großem Budget. Ob er gerade aufgrund seiner künstlerischen Farblosigkeit als idealer Regisseur des eher bescheiden daherkommenden Familien-Dramas „The Weather Man“ ins Gespräch kam, verbleibt auf rein spekulativer Ebene. Die Hauptfigur des Films, Wetterfrosch David Spritzer, ist auch so ein Mann vermeintlich überschaubarer Eigenschaften. Gespielt wird er von Nicolas Cage, der sich angenehm bedeckt hält und mit Verzicht auf sein üblicherweise manisches Gefuchtel eine der besten Leistungen seiner Karriere vorlegt.

Die Bitterkeit der Geschichte erfährt Ausdruck durch die triste Kulisse des winterlichen Chicago. Hier arbeitet Spritzer, aufgrund eingebildeter Schmissigkeit unter dem Zunamen Spritz, als Wettermann beim lokalen Fernsehen. Obwohl er über keine meteorologischen Kenntnisse verfügt, beschert ihm die kurze Arbeitszeit ein stattliches Einkommen. Die Reaktionen auf seine Person bleiben gespalten. Seine Ehe wurde geschieden, die Kinder ringen mit Fettleibigkeit und Drogenproblemen. Zu allem Überfluss werfen fremde Menschen auf der Straße Fast Food nach ihm. Die Demütigung folgt ihm wie ein Schatten. Vornehmlich ist es seine eigene Schuld. David ist ein Mann großer Vorsätze, ein Mann der Worte. Versucht er zu agieren, scheint eine weitere Episode persönlichen Scheiterns unweigerlich vorprogrammiert.

„The Weather Man“ ist die Charakterstudie eines unzulänglichen Mannes und einer Umwelt, der er kaum gerecht werden kann. Trotz sanfter Ironie bleibt der Film freudlos, in der Tiefe schier bitter. David bemüht sich um die Versöhnung mit seiner Ex-Frau Noreen (Hope Davis, „About Schmidt“). Der infantil humoristische Wurf eines Schneeballs endet als Volltreffer in ihrem Gesicht, der Besuch einer Paartherapie mehrt nur den Vertrauensverlust. In seiner Darstellung erinnert Nicolas Cage an die ähnlich frustriert gelagerte Rolle des Charlie Kaufman in „Adaptation“. Erneut spielt Cage einen Mann, der unmöglich die Kraft aufbringen kann, seine innere Blockade zu überwinden. Nicht umsonst geht der Humor der Geschichte stets auf Kosten David Spritzers.

Der einzige Stilträger in dieser Szenerie ist sein Vater Robert. Für Michael Caine („Gottes Werk und Teufels Beitrag“) bedeutet der respektierte Autor und Pulitzerpreisträger eine weitere Paraderolle, für David den krassen Gegenpol. Als der alte Spritzer unheilbar an Krebs erkrankt, keimen in dessen Filius Bestrebungen auf, alles ins Reine zu bringen. So sparsam Gore Verbinski mit präzisen Dialogen und selbstreflexiven Off-Kommentaren der Hauptfigur umgeht, so aussichtslos scheinen dessen klärende Bemühungen. Das distanzierende Verhältnis zu seinen Mitmenschen schwindet nicht. Was schwindet sind die Anfeindungen. Es könnte damit zusammenhängen, dass der Wettermann aus Gründen der Selbstfindung Pfeil und Bogen mit sich herumträgt. Mit Gore Verbinski und der Unaufdringlichkeit seines bislang besten Films verhält es sich ähnlich. Die prominente Bedeutungslosigkeit hat er so wahrlich nicht fürchten.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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