The Traveller (USA/CDN 2010)

the-travellerDas Böse hat viele Gesichter. Eines davon gehört, man hat es geahnt oder auch nicht, Val Kilmer („Spartan“). Im Horror-Thriller „The Traveller“ (im Original mit einem „l“ weniger) bringt er als übernatürlicher Racheengel Tod und Verderben über eine kleinstädtische Polizeistation. Den übrigen Cast darf er mit seiner Darbietung zwar leichter Hand überstrahlen, trotzdem reiht sich der Film in jene Riege qualitätsfreier Werke ein, mit denen Kilmer seit Jahren den unrühmlichen Herbst seiner Karriere bestreitet.

Ausgerechnet am Weihnachtsabend taucht er als langhaariger Fremder mit eisigem Blick in der abgelegenen Wache auf und behauptet sechs Menschen ermordet zu haben. Die Nennung eines Namens verweigert er beharrlich (daher der Alternativtitel „Mr. Nobody“) und auch sonst darf sein Verhalten als äußerst mysteriös bezeichnet werden. Während sich Detective Black (Dylan Neal, „Percy Jackson – Diebe im Olymp“), den die Ermordung seiner jüngsten Tochter zerrüttete, noch darüber wundern darf, warum der Mann keine Fingerabdrücke hat, findet der erste seiner Kollegen auf grausame Weise den Tod.

Den stimmigen Rahmen der kammerspielartigen Inszenierung stellt das heruntergekommene Revier, in dem die Farbe großflächig von den Wänden platzt und der verwaiste Zellentrakt zu bedrohlichen Kamerafahrten einlädt. Doch der anfangs dezent bedrohliche Schein trügt. Denn „The Traveler“ vergeudet das Potential eines übersinnlichen Verwirrspiels an eine sadistische Schlachtplatte mit flachen Figuren und überdimensionierten Plotlöchern. Die ausufernden Brutalitäten mögen zwar die Spielfilmlänge garantieren, können den Eindruck hilflos selbstzweckhafter Schockeffekte aber zu keiner Zeit entkräften.

Regisseur Michael Oblowitz, der auch die Steven Seagal-Vehikel „Out for a Kill“ und „The Foreigner“ fabrizierte, übertreibt es aber nicht bloß bei vereinzelt harschen (wenn auch billig getricksten) Gewalteinlagen. Der Schlüssel zur unerklärlichen Todesfolge liegt in grobkörnigen Rückblenden, deren Wirkung sich durch rege Wiederholung in galoppartiger Rasanz erschöpft. Die Krönung aber ist das sinnfreie Finale, bei dem Black durch eine moralische Umkehr der Vorzeichen sowie die Erscheinung der toten Tochter plötzlich zum Helden stilisiert und der eigentlich doch unnahbare Fremde in bester Rumpelstilzchen-Manier verwundbar gemacht wird. An verspritzten Innereien mangelt es wahrlich nicht. Ein Funken Verstand hätte aber sicher nicht geschadet.

Wertung: 3.5 out of 10 stars (3,5 / 10)

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