The Stranger and the Gunfighter (I/E/HK/USA 1974)

the-stranger-and-the-gunfighter„Dakota, du Sohn einer Dame die Liebe für Geld macht.“ – Ho
„Sag ruhig Hurensohn, das geht schneller.“ – Dakota

Der Chinese Wang (Al Tung) hat es in der Fremde zu Reichtum gebracht. Das glaubt zumindest der trickreiche Gauner Dakota (Lee van Cleef, „Zwei glorreiche Halunken“), als er in dessen Haus eindringt und den Tresor sprengt. Wang, alle Warnungen des Einbrechers in den Wind schlagend, wird von der Wucht der Explosion aus dem Leben gerissen. Im fernen Osten wird Ho (Eastern-Ikone Lo Lieh, „Die 36 Kammern der Shaolin“), der Neffe des Toten, gezwungen, das nur geborgte Vermögen des Verwandten in die Heimat zu überführen. Als er Monate später in Amerika eintrifft, kommt er gerade recht, um Dakota vor dem Galgen zu bewahren. Der Beginn einer ungewöhnlichen Partnerschaft.

„The Stranger and the Gunfighter“, auch „Blood Money“ oder „In meiner Wut wieg ich vier Zentner“ benannt, ist ein relativ banaler, aber doch angenehm kurzweiliger Mix aus Eastern und Western. Durch die Koproduktion der Shaw Brothers – die auch mit „Die sieben goldenen Vampire“ den Beweis erbrachten, dass sich fliegende Fäuste praktisch mit jedem Genre kombinieren lassen – bleiben traditionell asiatische Züge gewahrt. Das zeigt sich bereits bei Liehs Einführung, in der er das Gefolge des Schulden eintreibenden Lehnsherren fachgerecht akrobatisch vermöbelt. Die Geräuschkulisse der Kampfhandlungen zeigt den komödiantischen Einschlag, der dem Spektakel die Ernsthaftigkeit entzieht und eine comichafte Note verleiht.

Wangs Tresor enthielt, sehr zu Dakotas erstaunen, nur einen Glückskeks und vier Fotografien nackter Damenpopos. Das ungleiche Duo macht sich an die Aufspürung der Frauen, weisen die Tätowierungen auf den abgelichteten Hinterteilen doch den Weg zum eigentlichen Vermögen. An dem aber sind auch andere Parteien interessiert, allen voran der gottesfürchtige Revolvermann Yancey (Julián Ugarte, „Die Vampire des Dr. Dracula“). Dem interkulturellen Abtasten folgt die Kooperation, was Karateka und Berufsbandit rasch zusammenschweißt und für abenteuerliche Action – mal mit Colt und mal der Handkante – sorgt.

Schauspielerisch bewegt sich nicht viel. Selbst der souveräne Lee van Cleef belässt es bei einer soliden Darbietung und feixt sich ohne jede Anstrengung durch die Rolle als gewieftes Schlitzohr. Filmpartner Lo Lieh lässt der Physis den Vortritt und nimmt es vornehmlich mit Scharen von Gegnern auf, was in der Choreographie den Standard bedient, ohne über gepflegtes Mittelmaß der Martial-Arts hinaus zu wachsen. Trotz trashigem Charme und Unterhaltungswert bleibt Antonio Margheritis („Satan der Rache“) Western-Komödie ein insgesamt zwiespältiges Vergnügen.

Weil die Klischees beider Gattungen nicht ironisch verzerrt, sondern einfach ins Konzept eingeflochten werden, funktioniert der Humor nur im Stil verbaler Albernheiten. Ein parodistisches Bestreben bleibt nicht erkennbar. Drehbuch und Dialoge sind der Fahrplan für eine Reihe von Reibereien, die abwechselnd West und Fernost in den Vordergrund rücken. Das genügt für solide Sinnlosigkeit auf gesenktem Niveau, nicht aber den Möglichkeiten beiderseitig burlesker Wesenszüge. „The Stranger and the Gunfighter“ ist ein Film über – und irgendwie auch für den Arsch.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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