The Serpent and the Rainbow – Die Schlange im Regenbogen (USA 1988)

die-schlange-im-regenbogenDie Vielseitigkeit von Horror-Ikone Wes Craven („A Nightmare on Elm Street“) lässt sich beispielhaft an der Zeitspanne von 1988 bis 1991 belegen. In dieser Phase drehte er drei Filme, die, gemessen an der Spielart des modernen Schreckens, unterschiedlicher kaum sein könnten. Deren erster ist „The Serpent and the Rainbow“, ein schwarzmagischer Thriller mit klassischem Schockpotenzial. Ihm folgte mit „Shocker“ und „The People Under the Stairs“ die schrittweise ironische Überwindung etablierter Genre-Standarten. Ein Prozess, der mit der Slasher-Hommage „Scream“ 1996 ihren Höhepunkt erreichen sollte.

Im Gegensatz zu den meisten seiner früheren Werke ist „The Serpent and the Rainbow“ eine Auftragsarbeit, bei der Craven weder Skript noch Produktion verantwortete. Der Plot beruft sich auf wahre Ereignisse und basiert lose auf dem gleichnamigen Sachbuch von Wade Davis. Der deutsche Titel „Die Schlange im Regenbogen“ ist dabei schlicht falsch. Denn wie die einleitenden Texttafeln erläutern, ist die Schlange nach alten Voodoo-Legenden ein Symbol der Erde, während der Regenbogen als Zeichen des Himmels betrachtet wird. Zwischen diesen Welten leben und sterben sämtliche Geschöpfe. Nur der Mensch, bedingt durch seine Seele, kann zwischen ihnen gefangen bleiben. Wissenschaftler Dennis Alan (Bill Pullman, „Während du schliefst“) muss dies am eigenen Leib erfahren.

Der Ethnobotaniker und Anthropologe reist 1985 im Auftrag eines Pharmakonzerns (als dessen Vorstand: „Batman“-Butler Michael Gough) nach Haiti, um die Wiederauferstehung eines Toten zu untersuchen. Daran gekoppelt soll er sich eine Droge der Voodoo-Religion aneignen, von der man sich medizinische Durchbrüche erhofft. Vor dem Hintergrund einer schwelenden Revolution taucht Dennis mit Unterstützung von Ärztin Marielle (Cathy Tyson, „Der Priester“) in die unheimliche Welt des Voodoo ein. Das ruft Geheimpolizeichef und Okkult-Priester Peytraud (Zakes Mokae, „Vampire in Brooklyn“) auf den Plan, der die Suche nach der Droge mit weltlichen und spirituellen Mitteln erheblich erschwert.

Craven lässt sich Zeit, den Zuschauer (über Ich-Erzähler Dennis) in die Geschichte und insbesondere die haitianische Kultur einzuführen. Respekt nötigt dabei die Darstellung des Voodoo ab, der durch die Macher (darunter Produzent Rob Cohen, Regisseur von „The Fast and the Furious“) ernsthaft als Religion dargestellt wird. Doch soll das nicht bedeuten, der Film böte keine handfesten Schocks. Nur speisen sich diese in erster Linie aus unheimlichen Visionen und Traumsequenzen. Spektakulär ist „The Serpent and the Rainbow“ nicht. Doch Cravens Regie bleibt auf das Wesentliche fokussiert und Zakes Mokae verleiht seiner Rolle eine diabolische Präsenz. Das unpassend effektlastige Finale hingegen fällt im Vergleich zum atmosphärisch sorgfältigen Vorlauf ab. Insgesamt wenig denkwürdig und doch stimmungsvoll schnörkellos.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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