The Ring 2 (USA 2005)

the-ring-2-2005Hollywood ´Made in Japan´.

Als Regisseur Gore Verbinski 2002 Hideo Nakatas famose Schauermär „Ringu” für das US-Kino adaptierte, schien die Welt des mysteriösen Grusel-Schockers noch in Ordnung. Drei Jahre später hängt der Haussegen längst schief, das Genre präsentiert sich übersättigt bis zum nahen Erbrechen. Um so bedauerlicher erscheint in diesem Zusammenhang, dass der Initiator des „Ring“-Hypes – Nakata selbst – die endgültige Passierung des Zenits dieser temporär begeisternden Art des Horrors besorgt.

Ein halbes Jahr nach den unheimlichen Geschehnissen um das todbringende Videoband sind Reporterin Rachel (Naomi Watts, „Mulholland Drive“) und Sohn Aidan (David Dorfman, „The Texas Chainsaw Massacre“) in die Provinz verzogen. Allerdings ruht der Terror der grausam getöteten Samara noch immer nicht in Frieden und sucht den verschlafenen Ort bereits vor der Ankunft der Flüchtigen heim. Dabei genügt dem untoten Mädchen der Mord an neugierigen Teenagern offenbar nicht mehr, streckt Samara ihre Finger doch diesmal nach dem Körper von Aidan aus.

Entgegen der unerreichten Qualität des japanischen Originals geriet Verbinskis Remake zumindest zum stimmungsvollen Neuaufguss. „The Ring 2“ – der neben dem Titel nicht mehr als die versuchte Besitzergreifung des Kindes durch den rachsüchtigen Geist gemein hat – flacht hinter dem Vorgänger erschreckend schnell ab. Bereits der missratene Auftakt offenbart in geradezu erschreckender Manier die eklatanten Mängel des Skripts von „Scream 3“-Autor Ehren Kruger. Denn das in keinster Weise Atmosphäre kreierende Sequel setzt vollends auf vorhersehbare Schockmomente und versinkt sang- und klanglos in uninspiriertem Morast aus inhaltlichen Fehlern und holpriger Dramaturgie.

Hideo Nakatas nichtige Inszenierung erweist sich als lustlos heruntergekurbelter Konfektionshorror mit akutem Hang zur Belanglosigkeit. Bereits dessen 1999 nachgeschobene Fortsetzung zu „Ringu“ blieb weit hinter dem Original zurück, doch grenzt die hier dargebotene Anhäufung plumper Klischees und inhaltsleerer Wendungen an Arbeitsverweigerung erster Güte. Spätestens mit dem wüsten Treiben außer Rand und Band agierender Polygon-Hirsche gibt Nakata die Reihe der endgültigen Lächerlichkeit preis.

Die von Naomi Watts bemüht mit Hysterie gefüllte Figur der Rachel Keller scheint aus Teil eins nicht das geringste gelernt zu haben und ignoriert in der Fortsetzung konsequent jeglichen Wink ihres Sprösslings mit dem Zaunpfahl. Ebenso ergeht es dem kurzzeitigen wie verzichtbaren Aushilfshelden Simon Baker („Red Planet“), dessen sporadisches Aufkommen eher der notdürftigen Dehnung der Laufzeit denn echter charakterlicher Expansion zu schulden ist. Ganz zu Schweigen von Sissy Spacek („Carrie“), die als Samaras Mutter Evelyn auch noch in die fahl glühende Esse des verzichtbaren Aufgusses gestoßen wird.

Hollywood hat nicht nur sichtlichen Gefallen am Japan-Horror gefunden, sondern auch an dessen Urhebern. So durfte Hideo Nakata – dessen „Dark Water“ im Herbst auch seine überfällige Anpassung an den westlichen Markt erlebt – unlängst das Remake des koreanischen Kassenschlagers „The Eye“ auf amerikanische Bedürfnisse stutzen, während Takashi Shimizu die Neuinterpretation seines „Ju-On: The Grudge“ gleich selbst erledigte. Bleibt zu hoffen, dass die absehbare Talfahrt des Mystery-Horrors bald an Fahrt verliert, denn tropfende Wasserhähne, in Spiegeln reflektierte Geistererscheinungen und sich selbständig einschaltende Fernsehgeräte schaden dem Genre in ihrem allmählich ausgereizten Aufkommen weitaus mehr, als dass sie ihm von Nutzen wären.

Wertung: 3.5 out of 10 stars (3,5 / 10)

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