The Raid 2 (RI/USA 2014)

the-raid-2Was kann einem furiosen Actionfeuerwerk wie „The Raid“ folgen? Nach dem Gesetz der Filmindustrie natürlich eine Fortsetzung. Nur wie soll diese geartet sein? Denn das ultrabrutale wie gleichsam geschickt stilisierte Hochhausblutbad, so viel stand unverzüglich fest, ließe sich zwar wiederholen, dabei jedoch kaum übertreffen. So wählte Autor und Regisseur Gareth Evans beim Sequel seines Sofort-Klassikers einen anderen Weg: Er erzählt eine komplexe Gangster-Geschichte. Für all jene, die neuerlich die ständige Anhäufung von Komparsenleichen erwarten, mag das zunächst enttäuschend wirken.

Doch Evans ist nicht allein ein großartiger Action-Dirigent, er erweist sich auch als durchaus fähiger Dramatiker. Dabei weht ein Hauch von John Woos Halbwelt-Epen durch Indonesiens Hauptstadt Jakarta, wobei klassische Motive wie Ehre, Loyalität und Aufopferung naturgemäß nicht fehlen dürfen. Nur wird das Heroic Bloodshed eben durch Martial-Arts ersetzt, die abermals in reges Staunen versetzen und den Vorgänger in Sachen Härte trotz Dosierung bisweilen gar übertreffen. In einem verschachtelten Geflecht aus Rückblicken knüpft Evans unmittelbar an den Erstling an, verknotet lose Enden und lässt Polizist Rama, wieder verkörpert von Iko Uwais, um das Leben seiner Familie fürchten.

Also lässt er sich von einer Spezialeinheit rekrutieren, die es auf korrupte Kollegen abgesehen hat – und diese gleich selbst richtet. Um endlich Ruhe zu finden, soll sich Rama undercover ins Gefängnis einschleusen und das Vertrauen von Uco (Arifin Putra, „Macabre“) gewinnen, dem Sohn von Gangsterboss Bangun (Tio Pakusadewo, „Java Heat“). Dieser soll der Schlüssel zu hochrangigen Polizeikräften mit Verbindungen in die Unterwelt sein. Vorrangig aber hält Bangun den Frieden mit japanischen Konkurrenten (angeführt von Takashii Miike-Regularie Ken’ichi Endô, „Visitor Q“) aufrecht und zieht sich damit den Zorn des intriganten Bejo (Alex Abbad „Merantau“) zu, der einleitend Ramas kriminellen Bruder tötet.

Anstatt der erwarteten vier Monate bleibt der verdeckte Ermittler zwei Jahre im Gefängnis. Da er Uco hinter Gittern das Leben gerettet hat, führt der ihn in die Organisation des Vaters ein. Doch die Spannungen zwischen Bangun und seinem ambitionierten Sprössling nehmen stetig zu und im Streben nach Macht paktiert Uco schließlich mit Bejo. Erstes Opfer dieser Kooperation ist Prakoso (Evans-Stammakteur Yayan Ruhian), der als unscheinbarer Obdachloser getarnte Killer seines Erzeugers. Die Schuld schiebt er den Japanern zu. Als der erhoffte Bandenkrieg ausbleibt, kommt eine verhängnisvolle Gewaltspirale in Gang, in deren Zentrum Rama bald zwischen den Fronten um sein Leben kämpft.

Bereits die Vielzahl an Schlüsselfiguren macht deutlich, dass es Evans neben körperlichen Schauwerten auch darum geht, eine schlüssige Geschichte zu erzählen. Zwar nimmt die mit zweieinhalb Stunden deutlich mehr Raum ein als notwendig, was gerade in der ersten Hälfte zu Längen führt, mit visueller Überzeugungskraft, kinetischer Kamera und Bejos comichaftem Killerpärchen (u.a. Julie Estelle, „Macabre“) aber eine Fülle an Schauwerten bietet. Der mit Bedacht diktierte Kollisionskurs von Protagonisten und Interessen entlädt sich schließlich in ruppiger Konfrontation, deren Höhepunkt Ramas Messerduell in der Großküche bildet. „The Raid 2“ hebt sich mit Ambition vom Original ab und besteht überraschenderweise nicht allein als klassische Fortsetzung. Wer die nötige Geduld mitbringt, wird garantiert nicht enttäuscht.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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