The Midnight Meat Train (USA 2008)

the-midnight-meat-trainGute Horrorfilme sind rar. Schnelle Kasse lässt sich mit dem x-ten Sequel von „Saw“ machen, eilig zusammengestümperten Slasher-Remakes oder der Banalisierung von Terror-Klassikern. Platz für Qualität aber bleibt meist keiner. Umso erstaunlicher mutet die sang- und klanglose Versenkung von „The Midnight Meat Train“ an, einem surrealistischen Schocker, der hinter der Kamera zwei wohlklingende Namen zusammenführt: „Hellraiser“-Schöpfer Clive Barker, dessen gleichnamige Kurzgeschichte die Vorlage lieferte, und „Azumi“-Regisseur Ryuhei Kitamura.

Der japanische Kult-Filmer verwandelt auch sein US-Debüt in einen visuell aufregenden Rausch extravaganter Bilder und Kamerafahrten. Zusammen mit Produzent Barker schickt er den Mitternachts-Fleischzug auf die Schiene und entfesselt den ungewohnt starken Vinnie Jones („Die Todeskandidaten“) als wortlosen Schlächter Mahogany. Ihm auf die Schliche kommt Fotojournalist Leon (Bradley Cooper, „Alias“), der für den Durchbruch als Künstler die Schattenseiten der Metropole New York ablichtet. Die Verfolgung des U-Bahn-Killers gerät zur Obsession – und bringt den Schnüffler bald in Lebensgefahr.

Um die Short Story auf Spielfilmlänge zu bringen, wird das Privatleben Leons und seine Beziehung zu Maya (Leslie Bibb, „Crossing Jordan“) erörtert. Das wirkt mitunter etwas schleppend, steigert die Spannung aber ungemein, als auch sie dem Mörder mit dem Fleischhammer nachstellt. Ganz in seinem Element ist Kitamura bei den grotesk verzerrten Tötungsszenarien. Da spritzt das CGI-Blut in rauen Mengen, kullert schon mal ein Kopf durchs Abteil – und der Zuschauer durch die agile Kamera gleich mit – oder platscht ein Augapfel gegen das Objektiv. Zartbesaitete Gemüter sollten besser vorher aussteigen.

In ihrer punktierten Drastik mag die Gewalt nicht zwingend notwendig erscheinen, doch mehrt sie die Tiefenwirkung dieses grimmig-makabren, bewusst übersteigerten Blicks in die Abgründe der Hölle. Das Motiv des Metzgers, der seiner Berufung mit fast bürokratischer Gründlichkeit nachgeht, bleibt bis zum überraschenden Finale unklar. Dem produzierenden Studio Lionsgate schien diese Extraportion ungeschliffener Moralverwehrung offenbar zu heikel, so dass der Film nur auf wenigen Leinwänden gezeigt wurde. Die verdiente Anerkennung dürfte der kunstvolle Alptraum aber ohnehin erst mit seiner DVD-Auswertung erlangen.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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