The Last Winter (USA/IS 2006)

the-last-winterEndzeitliche Szenarien locken wieder. Aktuell vor dem Hintergrund des Klimawandels. Das kann lautes Popcornkino der Marke „The Day After Tomorrow“ forcieren, oder eben nachdenkliche Independent-Filme wie „The Last Winter“. Letzterer ist der Quasi-Alleingang von Larry Fessenden („Wendigo“), der als Regisseur, Produzent, Co-Autor und Cutter fungierte. Die Intention seines mit Motiven des Mystery-Horrors gepaarten Öko-Thrillers ist achtbar. Nur lässt die Umsetzung ein grundlegendes Element beider Gattungen vermissen: die Spannung.

Auf Geheiß eines Industrieunternehmens wird eine Arbeitsgruppe als Vorstoß eines Bohrunterfangens in die letzten unberührten Weiten Alaskas gesandt. Die Partikularinteressen der Organisation vertritt Leiter Pollack („Hellboy“ Ron Perlman), den Umweltstandpunkt Wissenschaftler Hoffman (James LeGros, „November“). Aneinander geraten die beiden nicht nur wegen differenter Auffassungen zum eigentlichen Auftrag, auch die beiderseits begehrte Kollegin Abby (Connie Britton, „Chaos City“) sorgt für Reibungspunkte.

Die Vorbereitungen geraten ins Stocken, als die erforderlichen Eisstraßen zum Basislager nicht vollendet werden. Also schlägt das Team notgedrungen die Zeit tot. Bei routinemäßigen Temperaturmessungen verzeichnet Hoffman eine rapide Erwärmung, wodurch eine unsichtbare Macht aus dem Permafrostboden freigesetzt wird. Darauf verschwindet der junge Maxwell (Zach Gilford, „Rise: Blood Hunter“) kurzzeitig und ergeht sich nach seiner Rückkehr in wirren Prophezeiungen. Doch das ist erst der Anfang einer Gefahr, die zunehmend auch ihr Leben bedroht.

Der durchaus reizvolle Plot ist die Blaupause eines Films, der nicht stattfindet. In den kühlen, atmosphärisch dicht komponierten Bildern passiert einfach zu wenig zählbares. Die Bärte werden länger, vom Frost eisiger, die Augen weiten sich vor Schreck. Fessenden macht es seinem Publikum nicht gerade leicht, wenn die anfängliche Lethargie der Protagonisten sein Werk zum Stillstand zwingt. Die Besetzung trifft daran keine Schuld. Sie diskutiert und streitet nach Vorgabe, ohne dass man Anteil an ihrer zunehmend ausweglos erscheinenden Misere nähme.

Die Botschaft ist simpel gehalten: Der Menschheit ist kein gutes Ende beschienen, wenn sie nur versucht, sich selbst, nicht aber den Planeten zu retten. Warum die Boten der Apokalypse gerade von diesem unwirtlichen Ort aus ihr Tagewerk aufnehmen, bleibt das Geheimnis der Urheber. Das größere Versäumnis der schwach getricksten Nachtschatten liegt aber in ihrer mangelnden, eher unfreiwillig komischen Wirkung begründet. Die eindringliche Schlusssequenz entschädigt dafür nur bedingt. So bleibt ein ambitionierter Genremix, der letztlich am eigenen Anspruch einer unkonventionellen Vision scheitert.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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