The Invention of Lying – Lügen macht erfinderisch (USA 2009)

the-invention-of-lyingMan stelle sich eine Welt ohne Lügen vor. Der Wahrheitsanspruch wäre praktisch in der Genetik verankert und würde eine schonungslose Offenheit forcieren, die das Hinterfragen anderer überflüssig machen würde. Eine solche Ausgangsposition schaffen BritCom-Star Ricky Gervais („The Office“) und Partner Matthew Robinson in „The Invention of Lying“. Neben dem Posten des (Co-)Autors und (Co-)Regisseurs besetzte Gervais auch den Part des Hauptdarstellers. Es ist seine zweite große Rolle in Hollywood nach „Wen die Geister lieben“.

Die Performance des englischen Komikers ist wiederum überzeugend. Für die Erinnerungswürdigkeit mangelt es der in ihren besten Momenten galligen Komödie aber an Mut. Der Auftakt, die Vorstellung dieses durch und durch ehrlichen Gegenentwurfs, ist gelungen. Ebenso der Einstieg ins Leben des von Gervais gespielten Mark Bellison. Der verdingt sich erfolglos als Drehbuchschreiber, wobei sich die Filmindustrie, schließlich sind fiktionale oder fantasiebetonte Konzepte (einschließlich der Religion) im menschlichen Denkprozess nicht vorgesehen, in Lesungen historischer Abläufe erschöpfen.

Für Mark, im Gegensatz zum gefeierten Kollegen Kessler (Rob Lowe, „Thank You for Smoking“) nicht gerade ein Adonis, läuft es auch in amourösen Angelegenheiten schlecht. Eine Verabredung mit der selbstbewussten Anna (Jennifer Garner, „Juno“) geht gehörig schief, selbst wenn sie zum Abschied zugibt, eine bessere Zeit als erwartet gehabt zu haben. Dennoch geht es für Mark weiter abwärts. Als er neben dem Job auch droht seine Wohnung zu verlieren, geht ihm aus der Not heraus die erste Lüge der Menschheitsgeschichte über die Lippen. Fortan kann er sagen, was immer ihm beliebt. Eine verlockende Vorstellung – bis er, um die im Sterben liegende Mutter zu trösten, ein freudvolles Jenseits erfindet.

Im Mittelteil schießen Gervais und Robinson scharf gegen Religion und Kirche, wenn Marks Lügen publik werden und er gezwungenermaßen eine höhere Macht etabliert. Deren Gebote verewigt der plötzlich berühmte Zufallsprophet auf zwei Pizzakartons. Amerikanische Kirchenvertreter konnten sich darüber nicht amüsieren und verunglimpften den Film gar als Blasphemie. Leider opfern die Macher diese recht einfallsreich und mit der nötigen Konsequenz aufgezogene Kontroverse einer vorhersehbaren Liebesgeschichte, die den korpulenten Mark letztlich doch noch Annas Herz erobern lässt. Im Nachgeschmack einfach zu zahm, wird das satirische Potential der konventionellen Komödie damit etwas leichtfertig verschenkt.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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