The Hitcher (USA 2007)

the-hitcherHollywood scheint keine eigenen Einfälle mehr zu haben, denn selten war die Schwemme von Neuaufgüssen bereits bekannter Filme größer als in den vergangenen Jahren. Schuld ist da auch die Produzentenschmiede von Michael Bay („Texas Chainsaw Massacre“), Leidtragender ist wie immer der Zuschauer, der zwischen seelenloser Standardkost oder Ärgernis wählen darf. Ausnahmen wie der gelungene „The Hills have Eyes“ bestätigen da nicht immer die Regel. Auch der 1984 entstandene Schocker „Hitcher – Der Highwaykiller“ kommt nun in neuem wie modernem Gewand daher. Danach hat eigentlich keiner gefragt, aber wen interessiert das schon in Hollywood.

In den Sommerferien wollen Jim (Zachary Knighton) und seine Freundin Grace (Sophia Bush) nach Hause, einfach für ein paar Wochen entspannen. Mit dem Auto geht es quer durchs Land, eine unbeschwerte Zeit könnte ihnen bevorstehen. In einer verregneten Nacht kommen die beiden an einem liegen gebliebenen Auto vorbei, während Jim den einsamen Mann noch mitnehmen möchte, drängt Grace ihn dazu, weiterzufahren. An der nächsten Tankstelle lernen sie den Mann – John Ryder (Sean Bean) – dann doch noch kennen und Jim lässt sich überreden, ihn bis zum nächsten Motel mitzunehmen. Bereits nach wenigen Kilometern entpuppt sich ihr Beifahrer jedoch als Psychopath, den Jim und Grace nur mit Mühe aus dem fahrenden Auto treten können. Im sicheren Glauben, den Namen John Ryder nie wieder hören zu müssen, holt sie der Mann schneller ein als gewollt und nachdem die Polizei auch noch glaubt, die beiden jungen Leute stecken hinter dem Mord an einer Familie, ist nicht nur John Ryder hinter dem Pärchen her.

„Hitcher – Der Highwaykiller“ ist ein kleiner Klassiker des 80er-Thrillers, böse und gemein, mit einem Rutger Hauer in Bestform. Gerade seine Darstellung des kalten wie unberechenbaren Bösen hob den Film locker über Standardniveau. Dass der Film aufgrund seiner Art bei Jugendschützern und Zensoren nicht immer gut ankam, hängt ihm heute noch nach. Allerdings sind es keine expliziten Gewaltdarstellungen, die den Film zu dem machten, was er ist, vielmehr die kalte Bedrohung, die Schlinge, die sich langsam aber sicher um den armen Protagonisten (Thomas C. Howell) zog. Das Remake nun möchte ebenso bedrohlich wirken, scheitert jedoch zum einen am modernen Gewand des Films und zum anderen an der unnötigen Hast der Inszenierung.

Clip-Regisseur Dave Meyers möchte sich im Remake einfach keine Zeit nehmen, nach gerade mal 75 Minuten beginnt der Abspann. Viel Zeit, um die Figuren ein wenig näher zu beleuchten, fällt damit zwangsläufig vom Tisch. Schnell sitzt der Hitcher – bemüht und glanzlos: Sean Bean („Der Herr der Ringe“) – mit im Auto, ebenso schnell kommt er zur Sache. Da kann die Nacht noch so dunkel und der Regen noch so heftig sein, Atmosphäre und Spannung kommt dabei nicht wie erhofft auf. Eine andere wichtige Szene des Films fiel gleich komplett durchs Raster, nämlich die, in der Thomas C. Howell erstmals die Bedienung Jennifer Jason Leigh kennen lernt und sich bei einer Schale Pommes vom Erlebten zu erholen versucht (ich sage nur Finger).

Eine Bedienung gibt es nicht, dafür aber ein Pärchen, was von Anfang an dem Wahnsinnigen ausgeliefert ist. Auch dies tut dem Film nicht gut. Zwar agieren beide mit mehr Esprit als andere Mitzwanziger-Akteure in ähnlichen Filmen und auch ist Sophia Bush mehr als adrett anzuschauen, doch der Film verliert dadurch einfach an Spannung, da es gerade im Original die alleinige Hilflosigkeit von Thomas C. Howell war, die einen großen Teil des Thrills ausmachte. Der Blutgehalt im Remake ist dafür höher als im Original, dennoch wirkt der Film in seiner Gesamtheit weniger brutal. Dies liegt sicherlich auch an der Entwicklung des Hollywood-Kinos der letzten Jahre, so dass zerrissene Leiber oder saftende Kehlenschnitte in Zeiten von Filmen wie „Saw“ oder „Hostel“ kein großes Schockpotenzial innewohnen.

Deutlich wird dies vor allem in der berüchtigten Lastwagenszene, in der die Kamera diesmal das Geschehen komplett zeigt, diese allerdings keinerlei Wirkung erzielt und die reduzierte Darstellung des Originals weitaus intensiver wirkt. Als Fazit bleibt zu sagen, dass das Remake (natürlich) weit hinter den Ansprüchen des Vorläufers bleibt. Die allzu „moderne“ Inszenierung, gerade auch im Hinblick auf das Ende, wo nicht der Mann, sondern die Frau überlebt und zur Kampfamazone mutiert, dürfte alle Fans des Originals verstimmen. Im Grunde also alles wie gehabt und wie zu erwarten war.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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