The Grudge (USA/J/D 2004)

the-grudge-der-fluch-2004Gut geklaut ist ja bekanntlich immer noch besser als schlecht erfunden. Mehr als verinnerlicht hat dieses Motto die amerikanische Filmindustrie, die seit jeher Stoffe ausländischer Produktionen für den eigenen Hausgebrauch adaptiert. Mittlerweile hat der veritable Raubbau auch Japan erreicht. Denn dort werden auch außerhalb des Dunstkreises von „The Sixth Sense“ mysteriöse Horrorstreifen gedreht, die trotz wiederkehrender Elemente und einem gewissen Grad der Vorhersehbarkeit immense Spannung erzeugen. Und weil das US-Remake von „The Ring“ die kommerzielle Feuertaufe mit Bravour bestanden hat, folgt in Kürze auch „Dark Water“ in westlichen Sehgewohnheiten angepasster Version.

Zuvor jedoch flimmert „The Grudge“ über die Leinwände. Und da der Urheber solcher Werke zumeist noch das größte Verständnis für die eigene Arbeit aufweist, darf Regisseur Takashi Shimizu („Tomie: Re-Birth“) bereits zum fünften Male die Mär vom todbringenden Fluch spinnen. Im Jahr 2000 inszenierte Shimizu zwei „Ju-On – The Grudge“-Filme für das japanische Fernsehen. Aufgrund des beachtlichen Erfolgs folgten 2003 Versionen fürs Kino. Das „Ju-On“ im Grunde nicht mehr ist als eine paranoide Abwandlung des erfolgreichen „Ringu“-Themas, störte bislang niemanden. Warum also sollte sich jemand am bereits fünften, nun mit US-Geldern finanzierten Aufguss aufreiben? Schließlich heiligt der Erfolg auch in diesem Falle die Mittel.

Austauschstudent Doug (Jason Behr, „Schiffsmeldungen“) und seine Freundin Karen (Sarah Michelle Gellar, „Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast“) wohnen seit kurzem in der fernöstlichen Metropole Tokio. Eines Tages bekommt Karen von dem Pflegezentrum, in welchem sie sich freiwillig engagiert, einen Auftrag. Die junge Frau soll die demente amerikanerin Emma Williams (Grace Zabriskie, „Wild at Heart“) als Ersatz für die nicht zum Dienst erschienene Pflegerin Yoko (Yoko Maki, „Battle Royale 2“) betreuen. Im gespenstischen Haus der kranken Frau herrscht Chaos, Müll verteilt sich in jeden Winkel. Bei den Aufräumarbeiten vernimmt Karen seltsame Geräusche aus einem mit Klebeband versiegelten Wandschrank.

Als sie die Tür öffnet, erblickt Karen einen kleinen Jungen (Yuya Ozeki), der zusammengekauert mit einer Katze im Arm da hockt. Kurz darauf wird sie von einem mysteriösen Schatten attackiert und verliert das Bewusstsein. Mit Hilfe des Polizisten Nakagawa (Ryo Ishibashi, „Audition”) stellt Karen Nachforschungen an – und stößt auf eine bittere Familientragödie, an die sich ein todbringender Fluch klammert. Als immer mehr Beteiligte dem ruhelosen Geist zum Opfer fallen, rückt die Studentin in den Mittelpunkt der unheimlichen Ereigniskette – und gerät in Lebensgefahr .

Mit Budget und „Buffy“ spult Produzent Sam Raimi – Regisseur von „Spider-Man“ – ein gelungenes Remake des japanischen Schockers ab. Die Beibehaltung des episodischen Handlungskonstruktes und die Ansiedlung des Films auf japanischem Grund bewegen sich eng an der Vorlage. Auf diese Weise wird der „Verwestlichung“ des Stoffes ein Stück weit Einhalt geboten. Darüber hinaus setzt Takashi Shimizu auf bewährte Mitstreiter. Takako Fuji übernimmt bereits zum fünften Mal die Rolle der Kayako, Yuya Ozeki zum dritten Mal die des Toshio. Der amerikanische Cast wird komplettiert durch Bill Pullman („Während Du schliefst“), KaDee Strickland („Die Frauen von Stepford“), Clea Duvall („Identität“), William Mapother („Minority Report“) und Sam Raimis Bruder Ted („Aus Liebe zum Spiel“).

„The Grudge“ ist gepflegter Mystery-Grusel für Einsteiger und Fortgeschrittene. Die Atmosphäre stimmt, die darstellerischen Leistungen auch. Genrekennern entlockt der Film jedoch kaum Adrenalinschübe und Herzrasen. Nicht nur, dass die Schlagzahl der Schocksequenzen gegenüber dem Original rückläufig ist, die meisten Elemente sind schlicht bekannt. Entweder streunt allerorten der fahle Knirps durchs Bild oder Mutter erledigt geräuschvoll den Rest. Das ist unspektakulär fotografiert, routiniert inszeniert und stimmungsvoll ausgestattet. Doch muss die Frage erlaubt sein, wann das Publikum auch dem routinierten Einsatz von Spiegeln, weit aufgerissenen Augenpaaren und knarrenden Lauten im Telefon ein für allemal überdrüssig wird.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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