The Firm – 3. Halbzeit (GB 2009)

the-firm-3-halbzeitEngland, deine Hooligans. Auf der Insel werden Fußballschläger mitunter fast mythisch betrachtet, was gerade in jüngerer Vergangenheit zur Aufarbeitung durch verschiedene Filmemacher führte. Nach „The Football Factory“ (2004) widmet sich erneut auch Szenekenner und Ex-Hooligan Nick Love diesem stets aktuellen Thema. Mit „The Firm“ allerdings blickt er in der Vergangenheit zurück und präsentiert ein gelungenes Remake des gleichnamigen TV-Dramas von 1988. Neben einer unmittelbaren Milieustudie wird seine Neuverfilmung damit vor allem zum Zeitgeistportrait der schrillen Achtziger.

Im London jener Ära gibt Bex (Paul Anderson) an Werktagen in Schlips und Kragen den Immobilienmakler. Aber am Wochenende, wenn West Ham United die Massen ins Fußballstadion lockt, wird er als Chef der legendären Hooligan-Gruppe ´Inter City Firm´ zum General auf dem Schlachtfeld der Straße. Von solcher Rebellion gegen die Spießigkeit der Elterngeneration kann Teenager Dominique (Calum McNab, „Rise of the Footsoldier“) nur träumen. Doch die Bekanntschaft mit Bex zerrt auch ihn in den anfangs faszinierenden Strudel der Gewalt.

Eines Abends suchen er und seine Freunde in der Disko Streit und geraten ausgerechnet an den bekannten Schläger. Als Dominique den unscheinbaren Bex darauf in seinem Stamm-Pub aufsucht und sich entschuldigt, gewinnt er den Respekt des Hooligan-Anführers. Bald trägt auch er Adidas-Schuhe zu Marken-Trainingsanzügen und wirft sich in den Kampf gegen rivalisierende Fangruppen. Bex wird für den Jungen, der sich endlich zugehörig fühlt, zum Idol. Aber die Nacheiferung hat einen hohen Preis. Denn die Straßenschlachten werden härter und zunehmend auch bewaffnet ausgetragen. Und der Ausstieg käme Verrat gleich.

Einer Glorifizierung der brutalen Konfrontationen entzieht sich Love durch Handkamera und simple Andeutung. Sobald der Mob in Bewegung kommt und die Kampfhandlungen ihren Lauf nehmen, folgt ein abrupter Szenenwechsel. Das raue Charakterdrama verklärt und beschönigt nicht, sondern bemüht sich die Motivation für Gewalt als Hobby nüchtern herauszuarbeiten. Im Falle von Dominiques Einführung in die Szene gelingt das überzeugend. Die weit komplexere Figur des leidenschaftlichen bis psychopathischen Schlägers Bex kann der kaum 85-minütige Film hingegen nur schwer in erforderlicher Genauigkeit abbilden. Trotz dieser mangelnden Ausarbeitung der Hauptfigur bleibt ein packendes Hooligan-Portrait.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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