The Devil’s Rejects (USA/D 2005)

thedevilsrejects„I am the devil, and I am here to do the devil’s work” – Otis

Mit „House of a 1000 Corpses” (2002) feierte Schock-Rocker Rob Zombie seinen Einstand als Regisseur. „The Devil’s Rejects“ setzt die Geschichte um die mordende Sippschaft der Familie Firefly fort, verlagert den narrativen Angelpunkt jedoch in ein anderes Genre. Statt das Schema seines Debütfilms zu kopieren, oszilliert Zombies sardonischer Blickwinkel zwischen Polizei und Mörder – den opportunen Repräsentanten von Gut und Böse. Die Simplizität der obligaten Ausgangssituation nutzt der kontroverse Filmemacher für ein ultrabrutales Panoptikum des Schmerzes, in welchem die Grenzen moralischer Vertretbarkeit allmählich aufgehoben werden.

Um den gewaltsamen Tod seines Bruders zu rächen, fällt Sheriff Wydell (William Forsythe, „Deadly Revenge“) mit der Texas State Police auf dem Hof der Killersippe um Mutter Firefly (Leslie Easterbrook, „Police Academy“) ein. Während das Familienoberhaupt im Zuge des heraufbeschworenen Feuergefechts festgenommen wird, gelingt Otis (Bill Moseley, „Texas Chainsaw Massacre 2“) und Baby (Zombies Ehefrau Sheri Moon, „The Toolbox Murders“) die Flucht. Zusammen mit Anti-Clown Captain Spaulding (Sid Haig, „Kill Bill: Vol. 2”) begeben sich die Eskapisten auf eine blutige Tour de Force, die auf eine unausweichliche Konfrontation mit Widersacher Wydell zusteuert. Und der steht seinen Gegnern in Sachen Kaltblütigkeit in nichts nach.

Rob Zombie führt das Terror-Kino der ausgehenden Siebziger zurück an seinen Urquell. „The Devil’s Rejects“ ersetzt das Backwood-Slasher Ambiente des Erstlings durch eine apokalyptische Killing-Spree im Geiste von Wes Cravens „Last House on the Left“ (1978). Kompromisslos rollt die kaltschnäuzige Nummernrevue des Grauens über die grob umrissenen Figuren hinweg, verspritzt Blut, verstreut Innereien. Sympathieträger gibt es keine – für die Opfer Mitleid, für die Täter Verachtung. Mit der schonungslosen Darstellung physischer und psychischer Pein geht Zombie an die Grenzen des Zumutbaren – und spaltet sein Publikum in einem infernalischen Totentanz.

Behilflich ist ihm dabei ein beachtlicher Darstellerzirkel, der mit Ken Foree („Zombie – Dawn of the Dead“), Michael Berryman („The Hills Have Eyes“), P.J. Soles („Halloween“) und Danny Trejo („From Dusk Till Dawn“) etablierte Genre-Größen auffährt. Daneben agieren Geoffrey Lewis („Blueberry“), Priscilla Barnes („The Crossing Guard“), Deborah Van Valkenburgh („The Warriors”) und Wrestling-Star Diamond Dallas Page („Hood of Horror”). Gewidmet ist der Film Tiny-Darsteller Matthew McGrory („Big Fish”), der am 9. August 2005 im alter von 32 Jahren verstarb.

Formal hält sich der Streifen bedeckter als sein Vorgänger. Rob Zombie inszeniert seine Schreckensvision geradlinig, weniger auf optische Experimente und visuelle Vielfalt bedacht. „The Devil’s Rejects“ ist kein stilisierter Horrorfilm, kein Maßgeschneidertes Genrekino für pubertierende Gruselfans, sondern ein ironiefreies Road-Movie mit verstörendem Hang zum Sadismus. Wenn Zombie den Spieß im Schlussdrittel umkehrt und seine Outlaws in die Opferrolle presst, so hebt er die Polarisierung zugunsten von Provokation auf. Am balladesken Schlusspunkt führt er die zynischen Sublimierungen von Bonnie & Clyde – wie einst Sam Peckinpah seine „Wild Bunch“ – in den Kugelhagel einer Übermacht. Man muss dies unflätige Stück Kino einfach lieben oder hassen – dazwischen kommt nichts!

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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