The Day After Tomorrow (USA 2004)

the-day-after-tomorrowJack Hall (Dennis Quaid, „Die Reise ins Ich“), einer der bekanntesten wie fähigsten Klimatologen der Welt. Er referiert nicht erst jetzt auf einer weltweiten Konferenz zum Thema Umweltschutz, sondern zeichnet bereits seit geraumer Zeit erschreckende Szenarien auf, die auf den Raubbau des Menschen an Mutter Natur zurückzuführen sind. Zwar kann er den Zeitpunkt für die drohende und seiner Ansicht nach definitiv kommende Eiszeit nicht genau benennen, ist sich jedoch sicher, dass zumindest unsere Kinder als auch deren Nachkommen sich bereits intensiv mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Seine mahnenden Worte prallen an den Zuhörern aus aller Herren Länder jedoch recht unbeeindruckt ab und vor allem der Vize-Präsident der Vereinigten Staaten (Kenneth Welsh) hält rein gar nichts von der Panikmache des Wissenschaftlers.

Doch bereits kurze Zeit später verändert sich das Wetter weltweit. So hagelt es in Tokio Tennisball-große Eisbrocken und Neu-Delhi wird von nie gekannten Schneefällen befallen. Hall jedoch wird, wie auch andere Wissenschaftler (u.a. Ian Holm, „Alien“), noch immer nicht ernst genommen. Erst als Los Angeles gleichzeitig von einer ganzen Reihe Tornados heimgesucht und fast gänzlich dem Erdboden gleich gemacht wird, reagieren die Verantwortlichen und bitten Hall um Hilfe. Dessen Sohn Sam (Jake Gyllenhaal, „Donnie Darko“) befindet sich zum Zeitpunkt des Umschwungs gerade in New York auf einem Wissenswettbewerb seiner Schule, als eine riesige Flutwelle gen Manhattan rollt. Der Großteil der Stadt steht bald meterweit unter Wasser. Doch durch einen plötzlichen Kälteeinbruch friert das Wasser binnen Stunden zu einer undurchdringlichen Eisschicht. Um seinen Sohn zu retten, macht sich Jack mit zwei Kollegen per Auto und Ausrüstung nach New York auf, um nach seinem Sohn und weiteren Überlebenden zu suchen.

Manchmal passieren wirklich seltsame Dinge. Da lässt der schwäbische Hollywood-Export Roland Emmerich mal ausnahmsweise seine Wahlheimat Amerika nicht so sehr hochleben wie sonst geschehen (siehe „Independence Day“ oder „Der Patriot“), sondern kratzt nur mal ein wenig am Image der Unbesiegbaren und Fehlerfreien Nation, schon katapultiert ihn dies geradewegs in Diskussionsrunden mit namhaften Politikern und Klimatologen. Gewisse kritische Tendenzen offenbart sein 125 Millionen Dollar teures Mammut-Werk „The Day After Tomorrow“ zwar schon und zu Beginn, wo er direkt das Parade-Beispiel „Kyoto-Abkommen“ in den Raum wirft. Doch sollte man auch die sprichwörtliche Kirche im Dorfe lassen und dem grünen Roland nun nicht zu viel kritische Intention unterstellen. Denn diese wird durch eine arg klischeebeladene Inszenierung sowie ein wie üblich schwaches Drehbuch merklich durchkreuzt. Allen voran die stereotypen Charaktere machen es dem Zuschauer nicht einfach. An erster Stelle ist hier der vollkommen und teilweise lächerlich dargestellte Vizepräsident zu nennen, der die Aufgabe des ewigen Zweiflers inne hat und das Wohl der Natur dem der kriselnden Wirtschaft unterstellt. Reagiert wird erst, als es schon zu spät ist.

Doch auch seinen Gegenpart Dennis Quaid als Klimatologe hat man schon in jedem x-beliebigem Katastrophen-Filmchen gesehen. Der pflegt zeitlich bedingt ein eher distanziertes Verhältnis zu seiner Familie, erkennt die Gefahr bereits im Vorfeld und stößt mit seinen Warnungen selbstredend auf taube Ohren. Zwar gibt sich Quaid sichtlich Mühe, doch glotzt er eigentlich nur staunend und fassungslos von Kamera zu Kamera, angesichts immer neuer Schreckensmeldungen, die sich rund um den Globus ereignen. Ein wenig mehr Glanz versprüht da Jake Gyllenhaal, der inmitten des Klimaschocks noch die schillernste Figur darstellt. Allerdings klingt dies wegen seiner fast schon zurückhaltenden und ruhigen Art fast schon übertrieben. Doch alle haben irgendwie mit der Geschichte zu kämpfen, die wie die Filmwelt scheinbar auch von faustgroßen Hagelkörnern und Tornados aufgesucht wurde. Denn mit Realitätsdenken hat der Ganze Film wenig am Hut. Was hier binnen einer Arbeitswoche geschieht, bräuchte in der Wirklichkeit etliche Jahrhunderte. Doch so viel Zeit hat man nun mal nicht in Hollywood und so dreht man einfach ein wenig am Rad der Zeit.

Dies ist ohne Frage für solch einen Film zwingend notwendig. Allerdings sollte man dann bitte die ökologische Message auch ein wenig nüchterner betrachten, als es in einigen Medien diskutiert wurde. Der Film funktioniert nicht unbedingt als mahnendes Beispiel für die Ignoranz und Willkür des Menschen gegenüber der Natur, sondern vielmehr als perfekt dargestelltes Katastrophen-Kino, bei dem einem eigentlich bis auf wenige ruhigere Momente zwei Stunden alles um die Ohren gehauen wird, was dem Menschen nur irgendwie gefährlich werden könnte. Bereits nach wenigen Minuten toben Tornados durch L.A. und auch die in jedem Trailer groß gezeigte Flutwelle spart sich Emmerich nicht für das Finale auf. Tricktechnisch nahezu perfekt inszeniert, wird „The Day After Tomorrow“ nie langweilig und kann über seine gesamte Länge unterhalten. Einzig die letzten Minuten, in denen der geläuterte Vize und nun richtige Präsident Fehler eingestehen darf, der Hund natürlich überlebt (das wissen wir nicht erst seit „Dante’s Peak“) und auch ein Bibliothekar seine unersetzliche Bibel ohne Kratzer aus der Eiszone befördern kann, darf der Unmut überwiegen. Doch muss man ohne Zweifel sagen, dass Emmerich hier eine kurzweilige wie spektakuläre Zerstörungsorgie feiert und wenn man auch nur dies und nichts anderes erwartet, sollte jeder nach etwa 123 Minuten zufrieden das Kino verlassen.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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