The Cutter (USA 2005)

the-cutterDie im Internet kursierenden „Fun Facts“ über und rund um Chuck Norris lassen beinahe darüber hinweg sehen, in welch schlechten Filmen sich der alternde Haudegen dem verdienten Ausstand entgegenkloppt. Nahtlos in die Tradition des unsäglichen „The President’s Man“ fügt sich auch „The Cutter“, welcher Norris als wehrhaften Privatermittler gegen Grabräuber und Alt-Nazi Curt Lowens („Mandroid“) ins Gefecht schickt. Als Geldgeber fungierte Avi Lerners B-Fabrik Nu Image, als ausführende Produzenten betätigte sich Hauptdarsteller Chuck Norris nebst Bruder Aaron.

Das Ergebnis ist nicht ohne trashigen Charme, zeigt aber deutlich die altersbedingten Mängelerscheinungen seines Alt-Stars. Dieser hört diesmal auf den Namen John Shepherd, seine Schäfchen ins Trockene bringt der ehemalige Polizist durch sein Engagement als Privatdetektiv. Dass mit ihm nicht zu feixen ist, steht ihm buchstäblich ins bärtige Gesicht geschrieben. Grimmigen Blickes verteilt er Handkanten und Kugeln, im Streben nach Frischluft bugsiert er den Gegner auch mal durch ein geschlossenes Obergeschossfenster. Seine ganze Bärbeißigkeit ist gefragt, als ein jüdischer Diamantschleifer, der sein Handwerk im Konzentrationslager Auschwitz zur Perfektion brachte, im Auftrag eines totgeglaubten Nazischergen entführt wird. Die Nichte des Kunsthandwerkers (Joanna Pacula, „Virus“) macht sich mit Shepherd auf die Suche.

Zwischen launigem Action-Trash und filmischem Trauerspiel ist „The Cutter“ Genre-Standard auf TV-Niveau. Als schurkischer Gegenpol empfiehlt sich Daniel Bernhardt („Bloodsport 2-4“), den sichtbar angeklebte Bärte laut FBI-Informationen zum „Meister der Verkleidung“ machen. Seine Darbietung bleibt ohne Erinnerungswert, gerade weil er seine Fähigkeiten als Karateka nur am Rande ausspielen darf. Dreh- und Angelpunkt bleibt Chuck Norris, der, wenn er nicht gerade grimmig in die Gegend äugt, volles Vergnügen durch schelmische Grinstiraden offenbart.

Ein Hauch von Mystik erhält der von „Hero“-Regisseur Bill Tannen inszenierte Streifen durch ein biblisches Artefakt, dessen Veredlung die Drahtzieher über Leichen gehen lässt. Die sparsame Action bleibt handzahm, die Verzahnung der Handlung in der nationalsozialistischen Vergangenheit soll dramaturgische Authentizität schaffen. Das zugegeben amüsante inhaltliche Scheitern vollzieht sich über absurde Wendungen und mit dem Roundhouse-Kick getretene Plotlöcher. Den launigen Internetfakten zufolge untersucht der Boogeyman an jedem Abend seinen Schrank darauf, ob sich nicht Chuck Norris darin befindet. Nach der Rezeption von „The Cutter“, so viel steht fest, stehen dem Zuschauer mehr Lachfalten denn existenzialistische Alpträume ins Haus.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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