The Children (GB 2008)

the-childrenKinder in Horrorfilmen sind keine Seltenheit. Ziemlich oft sind sie – wie sollte es auch anders sein – auf die Rolle der zu beschützenden Individuen reduziert. Oft dürfen sie als Frühwarnsysteme einer androhenden Gefahr fungieren, auch wenn ihre Warnungen von Erwachsenen stets als Phantasmen abgestempelt werden. Manchmal aber dürfen auch sie die Helden sein, wie etwa der junge Stephen Dorff in „Gate – Die Unterirdischen“. Es gibt aber auch Filmemacher, die den anderen Weg gehen und mal mehr mal weniger kleine Hosenscheißer als Antagonisten auf das schockhungrige Kinopublikum loslassen (u.a. „It´s Alive“ und „Mikey“).

Das Thema der Killer-Steppkes jedenfalls taucht weiterhin alle Jahre wieder auf und so ist auch die jüngste Vergangenheit nicht davon verschont geblieben – man denke an Titel wie „Joshua“ oder „The Orphan“. Hier reiht sich nun auch Tom Shanklands („WAZ“) zweite Regiearbeit „The Children“ ein, die in einigen Punkten dem 1976 produzierten „Ein Kind zu töten…“ des Spaniers Narciso Ibanez Serrador ähnelt, jedoch andere Wege geht. Kurz vor Weihnachten treffen sich die Schwestern Elaine (Eva Birthstle) und Chloe (Rachel Shelley) inklusive ihrer Macker und den insgesamt vier Kindern in einer abgelegen Waldhütte, um das frohe Fest gemeinsam anzufeiern.

Die letzte im Bunde ist die genervte adoleszente Tochter Elaines, Casey (Hannah Tointon), die eigentlich ganz woanders wilde Partys feiern wollte. Wie es sich für eine juvenile 17-jährige nun mal gehört. Nur mal so am Rande: Dass man sich in einer abgelegenen Waldhütte trifft, dürfte jedem auch nur annähernd versierten Kenner des phantastischen Films signalisieren, hier kann, ja darf, etwas nicht in Ordnung sein! Und so kommt´s dann auch. Die Sprösslinge benehmen sich schon anfangs merkwürdig, sind missmutig, schreien herum – und scheiden oral einen gelblichen Schleim aus. Es mutet zuerst wie eine grippale Infektion an, aber auch nach den ersten tödlichen Zwischenfällen unter den Geschlechtsreifen will die Wahrheit außer Casey keinem der übrigen Überlebenden ins Sehorgan steigen: die kleinen Kacker wollen ihnen an die Gurgel!

Über jedem Beitrag zum Childploitation-Genre schwebt, ob vom Macher angedacht oder nicht, die gleiche latente Fragestellung: Darf ein erwachsener Mensch ein ihm deutlich unterlegenes Wesen, sprich (s)ein Kind, töten? Darf er sich mit allen Mitteln wehren, auch wenn das Kind zur „unaufhaltsamen“ Tötungsmaschine wird, auch wenn dieser Gedanke fernab jeglicher Realität liegen mag? Ganz egal ob das geliebte Kind vom Beelzebub persönlich besessen ist, einem Virus zum Opfer fällt oder durch Genmanipulation zum blutlechzendem Killer wird? Bleibt ein Kind nicht immer nur ein Kind und damit die Personifikation der Unschuld schlechthin?

Wie die meisten Vertreter dieser sonderbaren Filmgattung versäumt es auch Shankland, sich mit dieser faszinierenden Fragestellung auseinanderzusetzen. Die Reaktionen bzw. die Art und Weise, wie die Erwachsenen auf die kafkaeske Gegebenheit reagieren, auch als sie schon längst über sie hereingebrochen ist, erscheint schlicht unplausibel. Auch wenn die ersten Ableben der Killerkinder durch Unfälle verursacht werden, stößt das ständige elterliche Negieren der unvorstellbaren Situation sauer auf. Anderweitig kann man sich auf ihre seelische und körperliche Pein gar nicht einlassen, weil ihre Charaktere aber so was von profillos sind und es bis zum bitteren Ende auch bleiben.

In „The Children“ sind alle Betroffenen Opfer, Helden oder Gewinner kann es aufgrund der obskuren Situation nicht geben. Doch die Erwachsenen, die nahe liegenden Identifikationsfiguren, erinnern mehr an typische tumbe Leidtragende eines 08/15-Slashers als an verzweifelte Seelen, die mit Gewalt gegen ihr eigenes Fleisch und Blut vorgehen müssen. Auf der Seite der Kinder ist die Sache auch nur halbgar. Löblich ist die Tatsache, dass die kleinen Racker nur innerlich zu wahren Bestien mutieren, nach Außen hin aber die süßen Paulies und Nickys bleiben – was den Gedanken, dass sie einem Menschen etwa problemlos einen Stift ins Auge rammen, noch unerträglicher macht. Allerdings haben die kleinen Meuchelmörder, bevor sie die „dunkle Seite“ in sich entdecken, reichlich Zeit und Gelegenheit, herumzuheulen und zu nörgeln, was schon nach kürzester Zeit schwer auf die Nerven geht.

Zum Schluss gewinnt der Film etwas an Fahrt, doch da hat der eine oder andere Zuschauende sicherlich schon das Interesse am Geschehen verloren. Auch das bitterböse, wenn doch auch vorhersehbare Ende, weiß zu gefallen. Begrüßenswert ist auch das romero´sche Ausbleiben einer Erklärung, weshalb die Kinder plötzlich zu infamen Teufeln werden. Alles in allem ist „The Children“ ein solider Beitrag zum Kinder-Horror, den man gewiss gesehen haben kann, ohne es unbedingt zu müssen.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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