The Accountant (USA 2016)

Chris Wolff ist alles: Mathematik-Genie, Autist, Scharfschütze. Die verschiedenen Namen, hinter denen er seine wahre Identität verbirgt, stammen von berühmten Vordenkern. Für die Obrigkeit bleibt er ein Mysterium, ein Phantom, das den gefährlichsten internationalen Verbrechern bei Bedarf die Bücher prüft. Zahlen sind seine Welt. Doch genau die gerät aus den Fugen, als er zur Abwechslung einen scheinbar ungefährlichen Auftrag annimmt.

„The Accountant“ ist ein durchaus kurioses Filmwerk. Zunächst scheinen die dramatischen Aspekte der Geschichte im Vordergrund zu stehen. Was folgt ist jedoch eine nicht zwingend ausgewogene, dafür durchaus eigenwillige Verknüpfung verschiedener Erzähl- und Genre-Schemata. Rückblicke in Chris‘ (Ben Affleck, „Gone Girl“) Kindheit zeigen seine außergewöhnliche Begabung – und die damit verbundene soziale Isolation. Die Mutter sucht irgendwann das Weite, durch den beim Militär tätigen Vater lernen Chris und sein jüngerer Bruder, was Drill ist.

Dass der mysteriöse Buchhalter ein gefragter Mann ist, verdeutlichen die Anstrengungen von Ray King (J.K. Simmons, „Whiplash“). Der leitende, kurz vor der Pensionierung stehende Steuerfahnder in Diensten des Finanzministeriums drängt die junge Analystin Marybeth Medina (Cynthia Addai-Robinson, „Shooter“), Chris zu identifizieren. Der untersucht derweil für einen Robotik-Konzern Unstimmigkeiten in den Büchern und erkennt bald ein System zur Veruntreuung von Millionen.

Für Firmeneigner Lamar Blackburn (John Lithgow, „Interstellar”) ist der Fall mit dem vermeintlichen Selbstmord des Geschäftsführers abgeschlossen. Hinter dem steckt allerdings Auftragskiller Braxton (Jon Bernthal, „Marvel’s Daredevil“), der bald auch Chris und der mitwissenden Buchhalterin Dana Cummings (Anna Kendrick, „Up in the Air“) ans Leder will. Doch einmal in die Enge getrieben, holt die intellektuelle Kampfmaschine zum verlustreichen Gegenschlag aus.

Ohne Rücksicht auf narrative Geschlossenheit schwankt Regisseur Gavin O’Connor („Warrior“) zwischen Drama, Action und Pulp-Thriller. Das tarantino’eske Moment nährt vorrangig Bernthals Figur, während der stimmig besetzte Affleck als wortkarge Ein-Mann-Armee zum überlebensgroßen Anti-Helden avanciert. Die dosierten Bleigewitter sind wuchtig und mit Sinn für punktierte Härte inszeniert, verblassen hinter den im Schlussdrittel aufgefahrenen Twists jedoch ein wenig. Der Wendungen sind es gen Ende fast zu viele, die gute Besetzung (darunter auch Jeffrey Tambor, „Transparent“) und der ungewöhnliche Ansatz machen „The Accountant“ aber zur insgesamt gelungenen Genre-Grenzauflösung.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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