Texas Chainsaw Massacre: The Beginning (USA 2006)

texas-chainsaw-massacre-the-beginningJede Geschichte hat einen Anfang. Auch die von Leatherface, dem degenerierten Schlächter aus Tobe Hoopers Horrorfilm „Blutgericht in Texas“. Das Problem dieser Rückschau ist die Entmystifizierung des Grauens. Das Original von 1974 wurde durch die Unberechenbarkeit zum Klassiker. Drei Fortsetzungen und ein Remake später ist davon nichts mehr übrig. Der nachträglich gezimmerte Ursprung ist vorhersehbar, schlimmer noch ohne Atmosphäre. „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning” macht unmissverständlich klar, dass es Produzent Michael Bay („Pearl Harbor“) nur um die vordergründige Darstellung von quälender Gewalt geht.

Im Juli 1969 wird Dean Hill (Taylor Handley, „Jack Frost“) nach Vietnam einberufen. Um ihn zu schützen, meldet sich sein älterer Bruder Eric (Matthew Bomer, „Flightplan“) freiwillig zu einer zweiten Dienstzeit. Die Bewahrung der Familie ist auch Thomas ´Leatherface´ Hewitts (Andrew Bryniarski, „An jedem verdammten Sonntag“) Anliegen. Im Säuglingsalter in einer Mülltonne gefunden, versorgte der behinderte Ziehsohn die Eltern mit Fleisch. Sein Arbeitsbereich war die Schlachtbank. Bis das Unternehmen schließen musste. Um die Nahrungszufuhr nicht versiegen zu lassen, ändert die Sippschaft ihren Speiseplan – und beginnt ihre Mitmenschen zu verspeisen.

Als Eric und Dean mit ihren Freundinnen Chrissie (Jordana Brewster, „The Faculty“) und Bailey (Diora Baird, „Die Hochzeits-Crasher“) eine Reise durch Texas unternehmen werden sie in einen folgenschweren Unfall verwickelt. Mit dem Auftauchen von Charlie Hewitt (R. Lee Ermey, „Full Metal Jacket“), nach dem Mord an Sheriff Hoyt in dessen Rolle geschlüpft, beginnt das Martyrium. Denn der Verschleppung in das entlegene Heim folgt die grausame Peinigung. Gegenüber der unzensierten Originalfassung musste die deutsche Version deutlich Federn lassen. Grund zur Empörung besteht angesichts der massiven Kürzungen aber nicht. Selbst mit abgetrennten Gliedern und von Kettensägen durchstoßenen Leibern ist der Film nicht weniger geistlos.

„Darkness Falls“-Regisseur Jonathan Liebesmann bedient sich einer ähnlichen Optik wie Marcus Nispels Neuverfilmung des Kettensägenmassakers von 2003. Da verfremdende Farbfilter und Gegenlicht aber auch diesmal kein Indiz für Beklemmung sind, beschränkt sich der Plot auf die Zurschaustellung geöffneter Körper. Die Gewalt aus dem Alltäglichen, die Mörder als Opfer ihrer sozialen Umstände, weichen einer Inszenierung, die sich in ihrer Hilflosigkeit von einer Folterung zur nächsten hangelt. Und weil das für politischen Subtext keinen Raum mehr bietet, bleibt nur eine seelenlose Geisterbahnfahrt übrig, die sich in die Sublimierung des Splatters flüchtet. Ein restlos überflüssiges Machwerk.

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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