Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street (USA/GB 2007)

sweeney-todd-2007„I can guarantee the closest shave you’ll ever know.” – Sweeney Todd

Ratsch. Behände fährt das Rasiermesser durch die Haut und öffnet die Kehle mit nur einem Streich. Blut spritzt umher, wie Wasser aus einem Schlauch. Johnny Depp steht im roten Regen, hält das scharfe Mordinstrument – und singt. Der „Fluch der Karibik“-Star ist bekannt für extravagante Rollen. Ein Abonnement darauf hat er bei Regisseur Tim Burton („Charlie and the Chocolate Factory“), mit dem er bereits zum sechsten Mal zusammenarbeitete. Düster melancholische Lieder durfte er auch schon anstimmen, im Puppenanimationsfilm „Corpse Bride“.

Das Grusical „Sweeney Todd – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street“ ist quasi ein Burton-Best Of, eine Kombination aus „Edward mit den Scherenhänden“, „Sleepy Hollow“ und jenem „Corpse Bride“. Zumindest auf formaler Ebene. Derart düster ging es beim exzentrischen Filmemacher seit „Batmans Rückkehr“ nicht mehr zu. Das verdankt er auch Produktionsdesigner Dante Ferreti („Gangs of New York“), der das London des frühen 19. Jahrhunderts als prä-industrialisierten Moloch nachstellt. Die optimale Kulisse für einen Mörder aus Leidenschaft.

Auslöser der Gewalt ist Rache. Jener Sweeney Todd, der einst Benjamin Barker hieß, kehrt nach 15 Jahren in die alte Heimat zurück, um an dem Mann Vergeltung zu üben, der sein Leben zerstörte. Richter Turpin (Alan Rickman, „Snow Cake“) ließ ihn unter falscher Anschuldigung verhaften und deportieren, vergewaltigte seine Frau und adoptierte die Tochter. Von der Bäckersfrau Mrs. Lovett (Helena Bonham Carter, „Fight Club“) erfährt Todd, dass der Missbrauch die Gattin in den Selbstmord trieb. Mit Lovett als Verbündeter schreitet der Barbier geschärften Messers zur Tat.

Mit siedendem Herzblut besingt der fantastische Johnny Depp sein Elend und schlitzt wie im Rausch die Kehlen seiner Kundschaft auf. Die Leichen verarbeitet Mrs. Lovett, die Todd in unglücklicher Liebe längst verfallen ist, zur schnell begehrtesten Fleischpastete der Stadt. Bei aller Übertreibung kostet Burton die schwarzhumorig morbide Essenz des Films voll aus. Die Leinwandfassung des seit 1979 weltweit erfolgreich aufgeführten Musicals ist gestrafft, wo es nötig erscheint. An der Wirkung der wahrhaft schauderhaften Songs von Komponist Stephen Sondeheim ändert das nichts.

Durch geschwärzte Augenränder erscheint die Welt trostlos. Das bittere, zwar für die Rache, nicht aber die Liebe glückliche Auskommen der Geschichte passt sich daran an. Sacha Baron Cohen („Borat“) wird als falscher Italiener Pirelli das erste Opfer des Massenmörders aus Liebesleid. An ihm, dem herrlich übertriebenen Spiel und seinem derben Abgang offenbart sich die Groteske, für die Burtons Herz schlägt. Die Geschichte ist simpel, wird durch die überschwängliche Ausstattung und die brillante Kamera zum lebendig gewordenen Gemälde erhoben. Ein ungewöhnliches, ein treffliches Melodram.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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