Street Gangs – Show No Mercy (D 2012)

street-gangs-show-no-mercyDeutsche Martial-Arts-Filme sind eine Seltenheit. Die Handkantenakrobaten aus Fernost dominieren das Geschehen, darüber hinaus genießt das Genre dort einen ganz anderen Stellenwert als bei uns. Hierzulande fehlt der großen Industrie schlichtweg der Mut, wobei mit der RTL-Serie „Lasko“ zumindest ein erster Schritt gewagt wurde. Dessen Hauptdarsteller Mathis Landwehr zeigte bereits im beachtenswerten „Kampfansage – Der letzte Schüler“ seine Fähigkeiten. Dieser Film zeigte eindrucksvoll, dass gute B-Action auch aus Deutschland kommen kann und sich die hiesige Elite vor asiatischen Kampfkünstlern kaum verstecken braucht. Ein weiterer Beleg dafür ist nun „Street Gangs“, bei dem das bekannte Gesicht Mathis Landwehr zumindest kurz in Erscheinung tritt.

Dass dessen Kampfsport-Schuhe für andere nicht zu groß sind, zeigt in der launig trashigen Klopperei Mike Möller, der hier auch gleich Regie führte. Im Gegensatz zum genannten „Kampfansage“ war das Budget hier jedoch deutlich geringer, was man an jeder einzelnen Szene – ausgenommen den Kämpfen – festmachen kann. Als Kulissen dienen vor allem Hinterhöfe oder verlassene Fabrikhallen. Als Rahmen für die Geschichte von „Street Gangs“ passt das nur bedingt, denn die zum Teil beschaulichen kleinen Häuser erwecken kaum den Eindruck, dass es auf den Straßen so gewaltvoll zugeht wie es die Geschichte weismachen möchte. Denn die Straßen gehören den Bloods und ihrem Anführer Slater (Volkram Zschiesche). Dem stellt sich der junge Mikey (Mike Möller), nachdem sein Bruder und Mentor Mathis (Landwehr) von jenem Slater ermordet wurde. Aber im Grunde ist die Handlung – die Mikey sogar noch in den Knast treibt – nebensächlich, denn das Augenmerk sollte ausschließlich auf den hervorragend choregrafierten Kampfszenen liegen.

Denn abseits der zahlreichen Kämpfe bietet „Street Gangs“ hölzerne Darsteller, schlecht sitzende Perücken und noch grausigere Dialoge. Fein sind dafür die zahlreichen Verweise auf andere Martial-Arts-Filme. Sei es das „Kein Rückzug, kein aufgeben“-Zitat aus „Karate Tiger“, ein „Ong-Bak“-Poster im Hintergrund oder gleich eine ganze Reihe Reminiszenzen an „Bloodsport“. Van Damme wäre mit dem hier vorgetragenen Tempo aber wohl kaum zurecht gekommen. Was Mike Möller und Co. hier vorführen, kann durchaus mit einem Tony Jaa mithalten. Die Kampfszenen sind exzellent und superb in Szene gesetzt. Es werden Pirouetten an Wänden gedreht und artistische Sprungeinlagen im Minutentakt serviert. Auch die obligatorischen Trainingssequenzen heben sich vom alltäglichen Martial-Arts-Vergnügen wohltuend ab. An den unterhaltsamen „Kampfansage“ kommt „Street Gangs“ jedoch nicht ganz heran, in erster Linie aber, weil es das Budget nicht zugelassen hat. Angesichts der Kampfszenen aber kann man sich vorstellen, was aus „Street Gangs“ hätte werden können. Denn wie gesagt, wenn die Fäuste sprechen, muss sich der Film vor internationaler Konkurrenz nicht fürchten.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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