Stolen Lives – Tödliche Augenblicke (USA 2009)

stolen-livesZwei Väter, zwei Zeitebenen, ein Schicksal. In „Stolen Lives“ versucht Regie-Neuling Anders Anderson die Verzweiflung über den Verlust eines Kindes begreifbar zu machen. Am Anfang steht Polizist Tom Adkins („Mad Men“-Star Jon Hamm). Vor acht Jahren verschwand sein Sohn spurlos. Nur kurz ließ er den Jungen aus den Augen. Schuldgefühle nagen an ihm und drohen nicht allein ihn, sondern auch seine Ehe mit Barbara (Rhona Mitra, „Doomsday“) zu zerrütten. Als bei Bauarbeiten in der Umgebung eine Holzkiste mit der Leiche eines Kindes gefunden wird, ist der Schock bei den beiden groß. Aber der tote junge ist nicht ihr Sohn.

Die schreckliche Tat liegt bereits fünf Jahrzehnte zurück. Sie führt in den parallel geschilderten Leidensweg des dreifachen Vaters Matthew Wakefield (Josh Lucas, „Der Mandant“), der nach dem Suizid der todkranken Frau im Jahr 1957 allein für die Familie sorgen muss. Nur besteht keine Aussicht auf Arbeit. Also will er die Kinder zu seiner Schwester bringen, bis er finanziell wieder Fuß gefasst hat. Ihr Mann aber weigert sich, dem behinderten jüngsten Sohn Obdach zu gewähren. Also nimmt Matthew ihn mit. In einer Kleinstadt heuert er als Bauarbeiter an. Als sein Sohn in einem Augenblick der Unachtsamkeit entführt wird, bricht die Welt des Witwers endgültig zusammen.

Bemüht werden die beiden Erzählstränge verknüpft. Wie besessen versucht Tom den Tod des Kindes, der vom wahren und bis heute ungelösten Fall des ´Boy in a Box´ inspiriert wurde, aufzuklären. Dass er dabei Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem grausamen Mord und dem Verschwinden des eigenen Sohnes findet, scheint fast selbstverständlich. Seine Stationen sind mitunter dieselben wie die Matthews, so dass die Übergänge fließen. Abseits der eleganten zeitlichen Sprünge lässt das Krimi-Drama aber die notwendige Ausgewogenheit vermissen. Vor allem das in der Vergangenheit gezimmerte Sozialportrait lässt es durch die vorhersehbare Täterpräsentation und eindimensionale Figuren an Überzeugungskraft mangeln.

Matthews Kollege mit dem Spitznamen Professor (James Van Der Beek, „Dawsons Creek“) ist ihm ein fürsorglicher Freund. Hinter der loyalen Fassade klafft jedoch ein Abgrund, der durch unausgeprägte Ambivalenz fast unverzüglich offenbar wird. Wäre es nicht um die sehenswerten Leistungen der Hauptdarsteller, der im Stile der TV-Serie „Cold Case“ strukturierte Film wäre kaum der Rede wert. Dass sich Anderson mehr für die Wunden der Väter als einen klassischen Spannungsbogen interessiert, ist keineswegs das Problem. Es ist die wenig berührende Zusammenführung der narrativen Stränge, die am konventionellen Schlusspunkt endgültig in betont hoffnungsvoller Belanglosigkeit erstarrt.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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