Stichtag (USA 2010)

stichtagSeit dem Überraschungserfolg „Hangover“ gilt Todd Phillips als neues Komödien-Schwergewicht. Diesen Status untermauert er auch mit der chaotisch-konventionellen Posse „Stichtag“, die mit Starbesetzung und zotigen Ausreißern auf den Spuren von „Ein Ticket für zwei“ wandelt. Vom Hocker reißen dürfte die kurzweilige Variierung episodischer Typenkomik wohl nur die Wenigsten. Aber der wiederum umwerfende Robert Downey Jr. („Sherlock Holmes“) und der (relative) Verzicht auf das obligatorische Schwingen der moralischen Keule heben die amüsante Reise quer durch Amerika dennoch deutlich über den Durchschnitt.

Phillips verlässt sich neben Downey Jr. auf „Hangover“-Co-Star Zach Galifianakis, der den schrulligen Dicken mit Bart fast schon erschöpfend routiniert abspult. Trotzdem sorgt das Aufeinanderprallen des von ihm gespielten Möchtegernschauspielers Ethan Tremblay mit dem sarkastischen Karrieristen Peter (Downey Jr.) für weitgehend treffsichere und bisweilen politisch herrlich unkorrekte Pointen. Denn der werdende Vater Peter, der doch eigentlich nur schnellstmöglich zu seiner schwangeren Frau (spielte mit Downey Jr. bereits in „Kiss Kiss Bang Bang“: Michelle Monaghan) reisen möchte, taumelt durch die Zufallsbekanntschaft Ethans von einer haarsträubenden Situation in die nächste.

Erst vertauschen beide am Flughafen die Koffer, woraufhin Peter des Besitzes von Marihuana verdächtigt wird, das Ethan, wie er sagt, aus medizinischen Gründen benötigt. Als beide durch den Anschein terroristischer Verstrickungen auch noch des Flugzeugs verwiesen werden und Peter zu allem Unglück ohne Brieftasche zurückbleibt, ist er ausgerechnet auf die Gunst des bärtigen Quälgeistes angewiesen. Der macht sich, angespornt von der TV-Sitcom „Two and a Half Men“, mit der Asche des toten Vaters in einer Kaffeebüchse und dem Herrchens Masturbationsgepflogenheiten nachahmenden Hund in einem Mietwagen auf den Weg nach Hollywood.

Als sich Ethan ohne Umschweife bereit erklärt, den verzweifelten Peter mitzunehmen, treibt er den unfreiwilligen Beifahrer rasch an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Der chaotische Road Movie-Spaß hält das Tempo über absurde Zwischenstationen und Gastakteure wie Juliette Lewis („From Dusk Till Dawn“) oder Oscar-Preisträger Jamie Foxx („Ray“), der als Peters Freund Darryl in Verdacht gerät, eine Affäre mit dessen Frau zu haben, konstant aufrecht. Echtes Überraschungspotential entwickelt „Stichtag“ zwar nur, wenn Downey Jr. ein Kind schlägt oder Ethans Hund verächtlich anspuckt. Insgesamt aber bürgt der turbulente Chaos-Trip dank skurriler Situationskomik und spielfreudiger Darsteller für bewährte Zwerchfellerschütterung.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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