Wohin nur mit all der unbändigen Energie? Man könnte beispielsweise Gleichgesinnte finden und eine Band gründen, die all den aufgestauten Emotionen (Wut natürlich inklusive) ein Ventil zum kontrollierten Dampfablassen ist. Zugleich kann sie jenem grundlegenden kreativen Drang Ausdruck verleihen, der Musiker vom Proberaum auf die Bühne treibt. Im Falle des Hannoveraner Quintetts STEVE FROM ENGLAND führt das erst zu regem Erstaunen und bereits Sekundenbruchteile später zu wahren Begeisterungsstürmen. Und dabei hat ihr Albumdebüt „Serenity is Just a Relic” noch nicht mal richtig angefangen!
Die Scheibe entstand in Eigenproduktion, braucht sich hinter etablierten Studiosounds des Indie-Sektors aber mitnichten zu verstecken. Sicher bleibt Luft nach oben, aber die Güte des Klangs überrascht dennoch. Unterstrichen wird die Ambition der Niedersachsen, die sich zuvor u.a. in Bands wie KJU betätigten, auch durch den Umfang der Platte, die satte 14 Songs zu einer Einheit mit Hitgarantie zusammenführt. Wohin die Reise geht wird schnell klar. Der melodische Hardcore mit (permanentem) Schreigesang und prägnanten Group-Shouts weckt Erinnerungen an COMEBACK KID, die DEAD HEARTS oder SINKING SHIPS.
Das genügt für eine erste Verortung, bloßes Schubladendenken würde der Güte von Material und Urhebern jedoch nicht gerecht werden. Denn STEVE FROM ENGLAND geben im Geiste des Hardcore-Punks nicht bloß Vollgas, sie halten auch immer wieder inne, um den feinen Melodien gebührenden Raum zu gewähren. Damit nicht genug, tauchen sie auch sporadisch in die Gefilde des Post-Hardcore mit DIY-Note ein, leisten sich mit „Famished, Ravenous, Starved, Voracious“ eine verkopfte Instrumental-Nummer und holen bei „Your Favourite Book“ zum melodisch vertrackten Höhepunkt aus. Ein Qualitätsabfall wäre im Schlussdrittel verzeihlich. Aber der bleibt einfach aus bei dieser Platte, die mit einem Wort als überragend bezeichnet werden darf!
Wer sich selbst davon überzeugen möchte, der kann sich „Serenity is Just a Relic“ auf der Bandseite kostenlos herunterladen.
Wertung: 
(8,5 / 10)