Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung (USA 1999)

star-wars-episode-1Alles hätte so schön sein können. 1983 endete die wunderbare Sternenkriegsaga des New-Hollywood-Helden George Lucas. Nach einer finanziell höchst rentablen Wiederaufführung zum 20. Jubiläum der Trilogie im Jahr 1997 verdichteten sich die Gerüchte, dass Ober-Jedi Lucas eine weitere Trilogie plane. Diesmal sollte die Vorgeschichte des intergalaktischen Bürgerkriegs in ebenfalls drei Teilen erzählt werden. Die Fans rotierten. Jede Neuigkeit wurde in unzähligen Internetforen bis zur baren Lächerlichkeit breitgetreten. Im Mai 1999 schließlich war es so weit. „Star Wars: Episode I – Die Dunkle Bedrohung“ öffnete sich der Weltöffentlichkeit, um viele Menschen mit Plastikspielzeugen ein kleines bisschen glücklicher zu machen.

Es sind unruhige Zeiten in der galaktischen Republik. Die böse Handelsföderation verhängt eine Blockade über den friedlichen Planeten Naboo. Der Senat der Republik zaudert und zögert einzuschreiten. So werden zunächst die beiden Jedi-Ritter Qui-Gon Jinn (Liam Neeson, „Schindlers Liste“) und Obi-Wan Kenobi („Ewan McGregor, „Trainspotting“) ausgesandt, um Verhandlungen zu führen. Als diese vor Ort eintreffen, ist die Invasion Naboos durch die Droidenarmee der Handelsföderation bereits in vollem Gang. Den beiden Friedensboten bleibt nur noch mit Hilfe des Gungan Jar Jar Binks (Ahmet Best, „Friendly Criminal“) die Herrscherin des Planeten, Königin Amidala (Natalie Portman, „Leon, der Profi“) zu retten und mit ihr von Naboo zu fliehen. Auf dem Wüstenplaneten Tatooine muss die Delegation jedoch notlanden. Dort treffen sie auf einen kleinen Jungen, Anakin Skywalker (Jake Lloyd, „Madison“).

Es ist wirklich traurig, was Schöpfer Lucas seinen Fans mit diesem, finanziell selbstredend extrem erfolgreichen Teil angetan hat. So großartige Mimen wie Ewan McGregor oder Natalie Portman verkaufen sich in diesem Streifen völlig unter Wert. Auch bei Schauspielerveteran Liam Neeson kommt keine wirkliche Freude auf. Zur Ehrenrettung muss man allerdings eingestehen, dass es wohl recht schwierig ist, mit einem Tennisball zu interagieren. Für die zahlreichen rein computeranimierten Figuren wurde nämlich ein solcher als Platzhalter verwendet. Bei dem Gedanken an den Charakterdarsteller Neeson im Zwiegespräch mit einem gelben Filzball kommt dann schon wieder eine gewisse Freude auf.

Auch ansonsten krankt der Film an einer relativen Blutleere. Die zweifelsfrei großartigen Special Effects kreieren eine recht fantasievolle Grundatmosphäre – offensichtlich war die Technik für die computeranimierten Charaktere jedoch noch nicht weit genug. Diese ziehen den ganzen Film auf eine traurig lächerliche Ebene runter. Auch die bewährten „Star Wars“-Zutaten wie Raumschlachten und Lichtschwertduelle – positiv hervorzuheben ist hier der Körpereinsatz von Ray Park („X-Men“) als finster geschminkter Darth Maul – können nicht über die riesigen Schwächen des Skripts hinwegtrösten. Da geht es um Konzentrationen im Blut, politische Intrigen, Separatisten und Strukturen, denen kein Laie mehr folgen kann. Kostümierte Fans, die in Kellern hausen und als Yoda verkleidet durch die Nacht toben, lieben den Film dafür, bodenständige Fans und andere Zuschauer halten es einfach für übertrieben. Die liebevolle Naivität der alten Trilogie ist völlig verloren gegangen – und damit auch der Zauber.

„Episode I“ ist nicht nur der bis dato schlechteste Film der Reihe, er ging auch für eine andere Leistung in die Geschichtsbücher ein. Es war der erste Film, der massiv in abgefilmten Versionen im Internet kursierte und so einem breiten Publikum zugänglich wurde, bevor er offiziell in einigen Ländern anlief – mit verwackeltem unvollständigen Bild, beschissenem Ton und Publikum im Vorder- und Hintergrund. Diese Variante des Films hatte immerhin noch etwas von dem, was dem Werk ansonsten in Gänze abhanden gekommen ist – Charme.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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