Spurwechsel (USA 2002)

spurwechselWährend sich der junge und aufstrebende Anwalt Gavin Banek (Ben Affleck, „Armageddon“) links auf der Überholspur des Lebens befindet und sich akribisch in der Kanzlei seines Schwiegervaters die Karriereleiter emporarbeitet, fährt der heruntergekommene und von einer Alkoholkrankheit gezeichnete Doyle Gibson (Samuel L. Jackson, „Shaft“) in die andere Richtung. Beide müssen an jenem Tag vor Gericht erscheinen, jedoch zu zwei völlig voneinander unabhängigen Fällen. Während Doyle mit seiner Ex-Frau um das Sorgerecht der beiden Söhne kämpfen muss, geht es in Gavins Prozess um den millionenschweren Nachlass eines Stiftungsgründers. Bevor beide jedoch das Justizgebäude erreichen, prallen ihre Autos im dichten Verkehr aufeinander und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Während die Sache problemlos durch die Versicherungen der beiden hätte geregelt werden könnte, schwingt sich der arrogante Gavin flugs ins Auto und lässt Doyle buchstäblich im Regen stehen. Dieser verpasst dadurch die Gerichtsverhandlung und somit auch das endgültige Recht, sich um seine geliebten Söhne zu kümmern. Gavin erreicht zwar pünktlich das Gebäude, doch eine Akte, die für den gesamten Prozess von entscheidender Bedeutung ist, hat er in der Hektik an der Unfallstelle verloren. Dieses mehr als wichtige Dokument ist nun im Besitz von Doyle, der zu Beginn auch noch gewillt ist, die Akte problemlos wieder seinem Besitzer zuzuführen. Doch Gavin fühlt sich mehr als nur etwas in die Ecke gedrängt und lässt das Konto von Doyle mit Hilfe eines Computerhackers sperren. Dieses Konto war Doyles letzte Chance im Kampf um seine Söhne, denn mit dem Geld wollte er ein Haus für die beiden und ihre Mutter kaufen. Nun fühlt sich auch Doyle etwas auf den Schlips getreten und fortan suchen beide ihr Heil im Angriff und ruinieren nicht nur das Leben des anderen.

Man kann dem Film jetzt alles mögliche Andichten, zum Beispiel eine wohl gemeinte Gesellschaftskritik oder auch, dass er als Parrabel für das Wesen des Menschen stehen kann. Doch im Endeffekt ist „Spurwechsel“ doch nichts anderes als Hollywood-typisches Mainstream-Kino. Auf der einen Seite hat man den Anwalt, gespielt von Ben Afflek, der sprichwörtlich über Leichen geht, seine Frau bescheißt, vor Gericht lügt und glaubt, über den anderen zu stehen. Doch plötzlich, als der Film sich langsam gen Ende nähert, kommt ihm ein Geistesblitz und alles, was sein Leben bestimmt, zählt nichts mehr. Diese Erkenntnis kommt ihm, als seine Frau ihm sagt, sie wüsste über seine Geliebte (Toni Collette, „About a Boy“) Bescheid und es würde ihr nichts ausmachen, denn auch schon ihre Mutter habe dem Vater eine solche Affäre verziehen. Auf der anderen Seite steht der gescheiterte Doyle, ein Afroamerikaner im mittleren Alter, der Versicherungen per Telefon verkauft, ein Alkoholproblem hinter sich gebracht hat und als Vater vollkommen versagt. Dies konnte er durch mehr oder minder kluge Sprüche bisher verleugnen. Doch auch ihm geht im Laufe der Handlung ein Licht auf und zum Schluss haben sich (fast) alle wieder lieb.

Bis es soweit ist, pushen sich die beiden Kontrahente aber noch mit allerlei dümmlichen und überflüssigen Handlungen gegenseitig hoch, bis fast beide vor den Scherben ihres Lebens sitzen und alles vespielt haben, was ihnen irgendetwas bedeutet. Dieses gegenseitige Aufschaukeln wirkt dabei so dämlich wie unglaubwürdig. Der große Spaß kommt aber erst noch mit dem Ende. Hätte man die letzten zwanzig Minuten anders geschildert, vielleicht wäre man mit einem anderen Gefühl aus dem Kino gegangen, aber so war es einfach wieder wie immer. Happy End an allen Fronten, egal ob es nun passt oder nicht. Die Schauspieler bemühen sich zwar redlich, doch können sie einfach die strunzdumme Handlung nicht retten. Wobei anzumerken bleibt, dass die mimischen Fähigkeiten eines Ben Affleck doch eher spärlich ausfallen. Ein in jeglicher Hinsicht langweiliger und überflüssiger Film von Roger Mitchell („Notting Hill“), bei dem das Ende mal wieder treffend die Marschroute Hollywoods vorgibt.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

scroll to top