Spuren eines Lebens (USA 2007)

spuren-eines-lebensEin Ungar in Hollywood. Für seinen zweiten Film „Spuren eines Lebens“ zog es Lajos Koltai in die Traumfabrik, wo er gleich mit etlichen Schauspielgrößen zusammenarbeiten durfte. Basierend auf dem Roman „Hochzeitsnacht“ adaptierte „The Hours“-Drehbuchautor Michael Cunningham den Stoff für die große Leinwand. Die Qualität eines Films wie „Abbitte“ erreicht Koltais Werk allerdings nicht, trotz einer hochkarätigen Besetzung und schönen Bildern.

Ein langes Leben liegt bald hinter Ann Lord (Vanessa Redgrave), die im Sterben liegt und auf diesem Weg von ihren Töchtern Constance (Natasha Richardson) und Nina (Toni Collette) begleitet wird. Ann erzählt plötzlich von früher, von einem fatalen Fehler, gar von Mord. Während Constance von Phantasien und Träumen der Mutter ausgeht, bemüht sich Nina, mehr über ihre Mutter und den Geschehnissen von vor über 50 Jahren herauszufinden. Die junge Ann (Claire Danes) ist eine der Brautjungfern ihrer Freundin Lila (Mamie Gummer bzw. später Merryl Streep), zugleich auch mit deren Bruder Buddy (Hugh Dancy) befreundet, der seit Jahren in Ann verliebt ist. Diese wiederum fühlt sich schnell zu Harris (Patrick Wilson) hingezogen, für den eigentlich auch Lila schwärmt.

In seinem Hollywood-Debüt trägt Lajos Koltais („Fateless“) anfangs dick auf. Anhand einiger Satzfragmente erfährt der Zuschauer etwas über das frühere Leben von Ann, was im weiteren Verlauf in vielen Rückblicken erzählt wird. Was zu Beginn dramatisch klingt, endet zwar in einer Tragödie, hat aber im Endeffekt auch nicht die Tragweite, wie man es anhand dieser ersten wenigen Informationen denken möchte. Nicht alle Gefühle der Protagonisten wirken glaubhaft, so ist gerade die Figur des Harris ein Langweiler, warum ausgerechnet ihm die Frauen zu Füßen liegen, bleibt ein Rätsel. Dies bezieht sich vor allem auf die Konstellation von Harris und der jungen Ann, gespielt von Claire Danes. Die verschiedenen Beziehungen wirken mitunter belanglos und konstruiert, am ehesten fesselt noch das Schicksal der jungen Lila.

Dagegen kann sich die Besetzung des Films mehr als sehen lassen, etliche – vornehmlich weibliche – Hollywoodgrößen geben sich die Klinke in die Hand. Allerdings wirken die „alten“ Damen Merryl Streep („Machtlos“) und Glenn Close („Eine verhängnisvolle Affäre“), die als Lilas Mutter ebenfalls mit von der Partie ist, unterbeschäftigt, haben beide doch schlichtweg zu wenig Zeit, um sich präsentieren zu können. Überzeugen mag dagegen Vanessa Redgrave („Das Geisterhaus“) und abermals Toni Collette („Little Miss Sunshine“), für die ein Oscar in den kommenden Jahren fest eingeplant werden sollte. Claire Danes („Romeo & Julia“) wirkt bemüht und engagiert, aber ihre Figur bleibt eben in ihren Gefühlen etwas unglaubwürdig. Patrick Wilson („Little Children“) wirkt einfach blutleer, seine Figur eigentlich völlig verschenkt. Etwas energischer und gefühlsbetonter dagegen agiert Hugh Dancy („Black Hawk Down“), was auch auf Mamie Gummer („The Hoax“) zutrifft.

Im letzten Drittel dann nimmt „Spuren eines Lebens“ mehr Fahrt auf und steuert auf seinen dramatischen Höhepunkt hin. Allerdings müssen die wirklich großen Gefühle stets hinter den großartigen Landschaftsaufnahmen in der zweiten Reihe platz nehmen. Zweifelsfrei sorgt der Film aber zumindest bei der allzu offensichtlichen Zielgruppe an den richtigen Stellen für tränenreiche Unterhaltung. Es wäre sicherlich mehr möglich gewesen, hätte man auf der Gefühlsebene alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die der Stoff mit sich bringt. So bleibt es bei einem lediglich gefälligen Melodram.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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