Spider-Man (USA 2002)

spider-man-2002Bereits vor Jahren kursierten Gerüchte über eine Neuverfilmung von „Spider-Man“ und allerlei Namen wurden mit einer Neuauflage in Verbindung gebracht. So sollten schon „Sieben“-Macher David Fincher und „Titanic“-Käpt´n James Cameron auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Die Wahl fiel schließlich auf den schüchtern wirkenden „Tanz der Teufel“- Urvater Sam Raimi. Eine Entscheidung des Studios, die sich im Nachhinein als Volltreffer herausstellen sollte, denn bereits vor dem Start des ersten Teils unterschrieben alle Beteiligten für zwei weitere Filme.

Die Story basiert auf den Marvel-Comics und handelt von dem unscheinbaren Peter Parker (Tobey Maguire, „Gottes Werk und Teufels Beitrag“), der bei Tante und Onkel wohnt und in seiner Schule ein absoluter Außenseiter ist. Seine seit Jahren andauernde Liebe zu seiner Nachbarin Mary Jane (Kirsten Dunst, „The Virgin Suicides“) kann er ihr nicht gestehen und sein einziger Freund ist Harry Osborn (James Franco, „City By the Sea“), der Sohn des Rüstungsmagnaten Norman Osborn (Willem Dafoe, „Shadow of the Vampire“). Als er eines Tages bei einem Schulausflug von einer genmanipulierten Spinne gebissen wird, verändert sich schlagartig sein Leben. Denn von nun an ist Peter mit übernatürlichen Kräften gesegnet. Doch nicht nur für ihn ändert sich urplötzlich alles, auch Norman Osborns Leben nimmt eine plötzliche Wendung. Nachdem er ein Experiment an sich selbst testet, mutiert sein Inneres zum Grünen Goblin. Nach dem Tod seines Onkels sorgt Peter als Spider-Man für Recht und Ordnung.

Mit Comic-Verfilmungen ist das ja immer so eine Sache. Der Fan hat spezielle Ansprüche, wie denn die Leinwand-Adaption auszusehen habe und gerade bei „Spider-Man“ war das Unterfangen sicherlich noch einmal doppelt so schwierig, ist die Figur des Peter Parker doch der wohl menschlichste aller Superhelden. Jedoch sollte nach der Betrachtung des Films keine große Diskussion über Gelingen oder Scheitern Raimis aufkommen, denn das Ergebnis überzeugt in jeglicher Hinsicht. Es ist schon erstaunlich, wie Raimi seine Karriere begann und welchen weiteren Verlauf sie in den letzten Jahren machte. Da waren von den Kritikern gelobte Werke wie „Ein einfacher Plan“ dabei, die kommerziell jedoch wenig erfolgreich waren. Somit ist „Spider-Man“ Raimis erste Mulit-Millionen-Dollar-Produktion, die jedoch in den USA bereits nach wenigen Tagen die magische 100-Millionen-Dollar-Grenze überschritten hat. Doch nicht nur von der kommerziellen Seite ist der Blockbuster als Erfolg zu verbuchen, auch die Kritiker überschlagen sich teilweise mit ihren Äußerungen.

Raimi hat nicht einfach nur ein Effektspektakel geschaffen, sondern er erzählt auch eine Geschichte und hat dem Film damit die nötige Tiefe verliehen. So wird Tobey Maguire alias Peter Parker zwar nach wenigen Minuten von der Spinne gebissen, doch als Spider-Man tritt er erst ab der Hälfte des Films in Erscheinung. Dazwischen erzählt Raimi die Wandlung des verschüchterten Jungen, der sich erst nach und nach mit seinen neugewonnenen Fähigkeiten zurechtfinden muss und erst nach dem Tot seines Onkels zum Helden wird. Auch sein Gegner, der Grüne Goblin ist eher ein „Zufallsprodukt“ und entwickelt sich erst im Laufe des Films zu dem, was er eigentlich ist. Auch auf den Charakter der Mary Jane geht Raimi ein ums andere mal intensiver ein. Allein die Tatsache, dass die Figuren nicht wie am Reißbrett erschaffen dargestellt werden, hebt „Spider-Man“ wohltuend von ähnlichen Filmen ab. Auch mit der Wahl der Darsteller trifft Raimi ins Schwarze. So ist Tobey Maguire als Peter Parker die Idealbesetzung. Einen besseren hätte man wohl wirklich nicht finden können.

Kirsten Dunst hat nicht so viel Platz wie Maguire, doch macht sie ihre Sache schon anständig. Über die Qualitäten von Willem Dafoe muss man nicht groß sprechen und auch die nach dem Experiment schizophrene Person des Norman Osborn/Green Goblin stellt er wie nicht anders zu erwarten gewohnt überzeugend dar. Allein sein Rededuell vor dem Spiegel zeigt, welche Kategorie Schauspieler dieser Mann ist. Die Spezialeffekte können weitgehend überzeugen, nur manchmal wirken sie etwas zu sehr am PC entstanden und unwirklich, beispielsweise wenn Parker zu Beginn in der Vogelperspektive über Häuserdächer springt. Doch solche Momente sind eher die Ausnahme. Dafür entschädigen die Kamerafahrten durch die Häuserschluchten New Yorks wieder um einiges. Die Action ist nicht zahlreich, doch wohl dosiert und reicht für diesen Film vollends aus. Da die Charaktere ausführlich eingeführt wurden, wird der Actionanteil in den folgenden beiden Filmen sicherlich höher ausfallen. Alles in allem ist Sam Raimi eine der besten Comic-Verfilmungen bisher gelungen, bei dem eigentlich alles stimmt. Perfektes Popcorn-Kino mit Action, Witz und Dramatik. Besser geht es kaum!

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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