Sophie Scholl – Die letzten Tage (D 2005)

sophie-scholl-die-letzten-tageDer Geschichtsunterricht in TV und Kino war wohl selten so präsent wie in den vergangenen zwei Jahren. Jeder historisch relevanten Person aus der Zeit des Dritten Reiches wurde eine Sondersendung oder gar ein TV-Mehrteiler gewidmet. Sicherlich zu Recht, angesichts wieder einmal verstärkt aufkeimender rechter Tendenzen, vor allem an den Schulhöfen des Landes, in denen munter Rekrutierungs-CDs verteilt werden. Nachdem vor allem der dezent überschätzte „Der Untergang“ für Schlagzeilen, auch auf internationaler Ebene, sorgen konnte, findet nun der ebenfalls prämierte und ergreifendere „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ seinen Weg in die Videotheken und erscheint zudem als DVD-Deluxe Edition mit feinem Bonusmaterial.

Als langjähriger Schüler des Düsseldorfer Geschwister-Scholl-Gymnasiums ist die Geschichte um die Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ durch den gleichnamigen Film von 1982 mehr als bekannt, schließlich wurde dieser mehrfach behandelt. Beschrieb das Buch noch einen größeren Zeitraum vom Anfang bis Ende der Widerstandsgruppe, so legt der von Regisseur Marc Rothemund in Szene gesetzte Film Hauptaugenmerk auf Sophie Scholl und zeigt sie während ihrer letzten Tage, nach ihrer Verhaftung bis zum Gang zur Guillotine.

Nach einer groß angelegten Verteileraktion von Flugblättern in ihrer Münchener Universität werden die beiden Geschwister Hans (Fabian Hinrichs) und Sophie (Julia Jentsch) von einem dem Regime treu ergebenen Hausmeister der Polizei übergeben, die beide umgehend verhaftet. Sophie kann ihren Vernehmungsbeamten Mohr (Alexander Held) mit viel Mühe und Not davon überzeugen, dass sie und ihr Bruder nur versehentlich mit den Flugblättern in Verbindung gekommen seien. Kurz vor der Unterzeichnung der Entlassungsurkunde wird sie jedoch noch einmal in das Zimmer von Mohr geführt, der ihr weitere belastende Beweise vorlegt. Zudem hat ihr Bruder bereits ein Geständnis unterschrieben. Auch Sophie gesteht ihren Widerstand und ihre Mitgliedschaft in der „Weißen Rose“, schlägt aus Überzeugung für ihre Sache aber alle Versuche Mohrs, ihr Leben zu retten, aus.

Mit dem Gewinn von zwei Silbernen Bären und Auszeichnungen beim Deutschen Filmpreis sowie über einer Million Kinobesucher war „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ vollkommen verdient einer der erfolgreichsten deutschen Filme des letzten Kinojahres. Dank seiner ausgezeichneten Darsteller und einer feinfühligen wie nie mahnenden Inszenierung ist das Werk unter dem Strich deutlich besser als „Der Untergang“. Großes leistet Julia Jentsch („Die fetten Jahre sind vorbei“), die sich mit ihrer couragierten wie facettenreichen Darstellung der Sophie Scholl in die heimische Oberliga spielt.

Den Tod vor Augen, scheint ihr nach dem Geständnis ein Stein vom Herzen zu fallen und im Anschluss werden die Verhöre mit Alexander Held nach und nach zu ihrem eigentlichen „Triumphzug“, von dem sich selbst ihr Widersacher in zurückhaltender Art und Weise beeindruckt zeigt. Julia Jentsch zeigt Sophie Scholl als feinfühlige, aber für ihre Sache friedlich kämpfende Regime-Gegnerin, die lieber in den Tod gehen würde, als dass sie ihr Gewissen verrät. Dies glaubhaft darzustellen, gelingt der Schauspielerin mehr als eindrucksvoll und die Verhöre mit Alexander Held („Der Untergang“) sind gleichzeitig faszinierend wie lehrreich.

Fabian Hinrichs („Die Bluthochzeit“) als Hans Scholl wird während der langen Verhöre und während der Untersuchungshaft nur kurz auf dem Gang gezeigt, er zeichnet sich darstellerisch vornehmlich vor Gericht aus, bei dem jedoch bei aller begründeten Ehrlichkeit der Angeklagten die Rolle des menschenverachtenden Richters Roland Freislers, gespielt von André Hennicke („Antikörper“), alles überragt. Dieser verkörpert als dem Führer und Regime bedingungslos Untergebener Scharfrichter das, wofür das Dritte Reich stand, so bedrohlich und beängstigend, dass ein mahnender Zeigefinger nicht nötig wird. „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ ist großes deutsches Kino, welches auf seiner gesamten Länge von knapp zwei Stunden fesselt und bewegt. Nicht nur wegen der Thematik, sondern vor allem dank seiner Schauspieler und der an den richtigen Stellen feinfühligen Inszenierung.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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