Solomon Kane (GB/F/CZ 2009)

solomon-kane„There are many paths to redemption, not all of them peaceful.“ – ein geläuterter Kane

Erwähnt man den Namen Robert E. Howard, so dürften ihn die meisten Kundigen augenblicklich mit Conan dem Cimmerier – besonders nach den zwei Kinofilmen mit Vorzeige-Barbar Arnold Schwarzenegger – in Verbindung bringen. Doch Howards Repertoire beinhaltet neben dem Muskelprotz aus der Eisenzeit noch weitere illustre Gestalten, denen ein Ausflug in die Filmwelt vergönnt ward. Darunter findet sich Kull von Atlantis, an dessen praktisch fürs RTL 2-Nachtprogramm geschaffene Verfilmung mit Kevin ´Das ist kein Jim Beam´ Sorbo man sich aus guten Gründen aber lieber nicht erinnern will. Oder, um in erfreulichere Sphären vorzustoßen, Solomon Kane – seines Zeichens puritanischer Jäger von Hexen, Dämonen und sonstigem Gesindel aus der Hölle. Nachdem seine Figur bereits erfolgreich für eine Comic-Reihe adaptiert wurde, bekommt er nun ebenfalls ein filmisches Denkmal spendiert.

Anno 1600 erreicht Solomon Kane (gab den Marc Anthony in der TV-Serie „Rome“: James Purefoy), der unter der Union Jack-Flagge die Weltmeere unsicher macht, die nordafrikanische Küste. Dort führt er seine Männer gegen die Festung spanischer Konquistadoren, die besonders gegen seine vollendete Schwertführung keine Chance haben. Als der grausame Kapitän und seine verbliebenen Getreuen den atemberaubenden Thronsaal der Feste erreichen, wird die Meute von grausamen Spiegeldämonen derart dezimiert, dass nur Kane übrig bleibt. Der stößt anschließend zwar auf einen reichhaltigen Goldschatz, allerdings auch auf dessen Bewacher, den Seelenmäher des Teufels höchstpersönlich. Von ihm erfährt der unerschrockene Kämpfer, dass ihn sein blutiges Treiben direkt in die Fänge des Höllenfürsten getrieben habe. Als Kane mit knapper Not entkommt, wird ihm die grausame Konsequenz seines gottlosen Handelns bewusst.

Ein Jahr später hat das Gebetbuch das Schwert ersetzt und Kane fristet ein simples Dasein als Mönch in einem englischen Kloster. Trotz seiner demütigen Bemühungen wird dem reuigen Sünder die Möglichkeit des Seelenheils jedoch abgesprochen und der ehemalige Massenmörder muss den Orden verlassen. Er macht sich auf den Weg nach Hause, zu seinem Vater Josiah (Max von Sydow, „Flash Gordon“), der ihn nach dem verschuldeten Tod des Bruders verstieß. Als Kane von herumirrenden Plünderern niedergeschlagen wird, flicken ihn der herzensgute William Crowthorn (immer gern gesehen: Pete Postlethwaite, „Die üblichen Verdächtigen“) und seine fromme Wanderfamilie wieder zusammen. In ihrer Mitte wird er ohne Blick auf seine Vergangenheit willkommen geheißen.

Die Idylle wird jäh unterbrochen, als die Gruppe von einem merkwürdig maskierten Hünen und seiner dämonisch aussehenden Meute attackiert wird. William und seine Söhne werden getötet, Tochter Meredith (Rachel Hurd-Wood, „Dorian Gray“) verschleppt. Bevor William stirbt, verspricht ihm Kane, die Entführte heil zurückzubringen. Sollte ihm dies gelingen, so verheißt der Todgeweihte, soll auch die Seele des Retters Frieden finden können. Doch Kane weiß, dass die Befreiung des jungen Mädchens nicht gewaltlos vonstatten gehen kann. Doch ist er bereit, jeden Preis zu zahlen, um ihr unschuldiges Leben zu retten.

Auch wenn eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit zu Hugh Jackmans „Van Helsing“ nicht von der Hand gewiesen werden kann, so orientiert sich jener Solomon Kane doch bemerkenswert nah an Howards Romanen und der späteren Comicvorlage. Überhaupt ist sein erstes Filmabenteuer, dass der Vorlage durchweg die Treue hält, ein erfreulich düsteres Stück Kino geworden. Das Jahr 1600 ist nun einmal finster, neben der Bestie Mensch, die für ein Stück Brot töten würde, lauern da draußen in der grau-dreckigen Welt auch viele übernatürliche Gefahren. Solche wie Hexen, besessene Berserker, unterirdisch lebende Monster-Kannibalen oder eben Dämonen, die ihre Opfer in Spiegel hinein zu zerren pflegen.

James Purefoy, der wie eine Mischung aus Thomas Jane und Hugh Jackman anmutet, meistert in seiner ersten Hauptrolle den Wandel vom kaltherzigen Killer zum reuigen Menschenfreund und zurück zum (nun aber rechtschaffenden) Killer überzeugend. Der Leidensweg steht ihm förmlich ins Gesicht geschrieben und mit ihm die Ausweglosigkeit, mit der er den erneuten Griff zum Schwert frei von Mordlust und egoistischer Motivation vollzieht. Das Drehbuch, von Regisseur Michael J. Basset aus Howards Vorgaben verfasst, kann und will das Rad nicht neu erfinden. Die Inszenierung, die Art und Weise, wie eine filmische Geschichte erzählt wird, lässt den Film aber auch diesmal den Nerv des Zuschauers treffen.

Dazu bei tragen meist bis in die kleinste Nebenrolle sehenswert besetzte Figuren. Hier ist es besonders Pete Postlethwaite, sonst gerne schurkisch besetzt, der als fürsorgliches Familienoberhaupt der Crowthorns Eindruck macht – übrigens stark gestützt von Alice Krige („Silent Hill“). Erwähnenswert ist aber auch die Effektarbeit, die nie zu reinem Selbstzweck mutiert. Die hier und da aus dem Rechner stammenden Effekte sind für eine Produktion dieser Größe (Budget: 40 Millionen US-Dollar) absolut ausreichend und wirken nie deplatziert. Einzig das immer beliebtere CGI-Blut hätte man sich bei den teils ruppigen Kampfhandlungen eigentlich sparen können.

Kanes erstes Kinoabenteuer dürfte so ziemlich alle Fraktionen ansprechen können: Fans der Romanvorlage und ebenso die der Comicvariante. Letzen Endes, und gerade das ist das Bemerkenswerte, aber auch die, die bisher mit dem Kämpfer im Quäkeroutfit noch gar nichts anzufangen wussten. An dieser Stelle sollte man den mittlerweile typischen Gedankengang der Produzenten Hollywoods, jedes noch so beliebige Filmthema zum Franchise aufzublasen, ausnahmsweise begrüßen. Nach diesem gelungenen Start darf es mit „Solomon Kane“ gerne weitergehen!

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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