Sniper – Der Scharfschütze (USA/PE 1993)

sniper-der-scharfschuetzeOh, wie schön ist Panama!

Die Rolle, die Tom Berenger berühmt machte, ist die des skrupellosen Sergeant Barnes in Oliver Stones Anti-Kriegs-Klassiker „Platoon“ (1986). Die Figur, die ihm nach ausgebliebenen Angeboten in Kinoproduktionen am nachhaltigsten anhaftet, ist jedoch die des Scharfschützen Tom Beckett in den „Sniper“-Filmen. Das Original von 1993 wurde für die große Leinwand gedreht. Die bis 2014 folgenden vier Fortsetzungen wanderten gleich ins Videothekenregal. Drei davon entstanden mit Berengers Beteiligung. Das Original geht auf eine Zeit zurück, als er noch gut im Geschäft war. Fortan erschienen mehr und mehr seiner Auftritte direkt auf Video, darunter noch passable Titel wie „Mörderischer Tausch“ (1996) oder „Enemy of My Enemy“ (1999). Bergab ging es trotzdem.

Im panamaischen Dschungel erledigt jener Tom Beckett Mordmissionen im Regierungsauftrag. Begleitet wird er von einem Spotter, der das Terrain observiert und seiner Kugel praktisch den Weg bereitet. Für einen heiklen Einsatz wird ihm dafür Richard Miller (Billy Zane, „Demon Knight“) zur Seite gestellt. Der arrogante Grünschnabel ist zwar ein Zivilist, doch soll er auf geheime Order den geplanten Umsturz in Panama verhindern. Rebellen wollen die demokratisch gewählte Regierung aus dem Weg putschen und werden dabei von einem kolumbianischen Drogenbaron unterstützt. Neben diesem soll auch der Rebellenführer ausgeschaltet werden. Als idealer Partner bietet sich den Vorgesetzten (mit Kurzauftritt: J.T. Walsh, „Breakdown“) Beckett an. Nur hat der partout keine Lust, sich der Befehlsgewalt Millers zu beugen. Die Basis für einen zünftigen Männerfilm ist damit gelegt.

Um den Plot auf actionbetontem Kurs zu halten und das Duo nicht bloß gen Zielort durch die Natur stelzen zu lassen, sollen sie für sicheres Geleit ansässiger Indios einen Amerikaner töten, der sich den Rebellen als Foltermeister andient. Beckett sieht es als Test für Miller, dem er die Routine im tödlichen Geschäft abspricht. Zu recht. Das Attentat misslingt, der Marterer wird für den Schluss aufgespart. Hinzu kommt ein feindlicher Scharfschütze, der gleich zu Beginn Becketts Spotter erlegt. Das nächtliche Duell, bei dem der schlummernde Miller als Köder missbraucht wird, ist ansprechend gemacht. An der Regie von Luis Llosa („Anaconda“) gibt es insgesamt wenig zu meckern. „Sniper“ ist nicht zwingend temporeich oder nervenzerrend, aber von eigentümlicher Atmosphäre. Obendrauf gibt es ansehnliche Hauptdarsteller und dosierte Gewalt (samt fraglicher Indizierung). Der Rest kümmert kaum.

Die Figuren bleiben grob gehauen. Dass Beckett ein Gewissen hat, zeigt sich lediglich in kurzen Traumsequenzen, in denen ihn seine Bluttaten verfolgen. Außer dem Töten hat er nichts. Miller ist das exakte Gegenteil. Doch muss er es Beckett gleichtun, wenn er den Dschungel lebend verlassen will. Über Konflikte zwischen den beiden – und sporadischem Waffengebrauch – hangelt sich die Geschichte ihrer Klimax entgegen. Die beginnt mit dem unerkannten Eindringen auf die Hazienda des Rebellenführers. Vor Ort folgt die Suche nach dem optimalen Schusspunkt und der nächtliche Showdown im Dschungel. Unterm Strich genügt das für einen gediegenen Actionfilm, eigentümlich reduziert und ohne Schnörkel. Originell ist das mit abgedroschenen „One shot, one kill“-Phrasen kaum, im Rahmen seiner Möglichkeiten geriet der Streifen aber durchaus packend. Da haben andere Filme jener Zeit deutlich mehr Staub angesetzt.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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