Sniper 2 (USA 2002)

sniper-2„I kill people so that others can live.“ – Ein echter Wohltäter: Tom Beckett

Da ist er wieder. Tom Beckett (Tom Berenger, „Der Mann im Hintergrund“), der Scharfschütze. Mit Gras und Moos behängt schleicht er durch den Wald und lauert auf Beute. Doch diesmal ist es Wild, kein von der Politik zum Abschuss freigegebener Unmensch. Fernab von Kriegs- und Krisenregionen ist sein Revier der Forst im heimatlichen Hinterland. Dorthin führt er Jagdgesellschaften. Durch den gewaltsamen Verlust eines Fingers (während des Einsatzes im Erstling) wurde er beim Militär medizinisch ausrangiert. Doch für eine heikle Mission ohne offizielle Regierungsbeteiligung scheint er noch immer der richtige Mann. Dabei gilt es in Osteuropa durch Liquidierung eines mächtigen Generals ein ethnisches Massaker zu verhindern.

Beckett willigt ein. Seine einzige Bedingung ist der Rückerhalt seines einstigen Ranges. In Berlin wird ihm John Cole (Bokeem Woodbine, „The Big Hit“) als Kollaborateur zugewiesen. Der wurde wegen der Ermordung eines Vorgesetzten zum Tode verurteilt. Am Zielort treten sie mit der jungen Sophia (Erika Maroszán, „Ein Lied von Liebe und Tod – Gloomy Sunday“) in Kontakt. Sie ist Teil der höchst überschaubaren Untergrundbewegung. Erfreulich ist, dass der Plot zügig in die Gänge kommt. Nach kaum mehr als 20 Minuten ist das Opfer niedergestreckt. Es folgt eine waghalsige Flucht, während der Autos schon bei der geringsten Kollision in Flammen aufgehen. Dabei wird Cole von der Polizei gefasst. Bei der eilig geplanten Rettungsaktion muss Beckett feststellen, dass sein Missionsziel nur ein Ablenkungsmanöver war, damit Cole den inhaftierten Revoluzzer Pavel (Tamás Puskás) befreien und außer Landes schaffen kann.

Es brauchte satte neun Jahre, ehe sich Columbia-TriStar entschloss, dem in der Publikumsgunst durchaus geschätzten „Sniper“ eine Fortsetzung zu spendieren. Die erschien zwar direkt auf Video, bleibt trotz Osteuropa-Setting aber über dem Standard gängiger B-Filme. Als Produzent tat sich J.S. Cardone („The Forsaken“) hervor, Regie führte der routinierte Craig R. Baxley („Action Jackson“, „Dark Angel“), der es hier aber weniger gewaltbetont anging als in manch anderem Werk. In Hälfte zwei nimmt der Actionanteil zu, wenn Beckett mit Cole, Pavel und den Freischärlern vor der militärischen Übermacht flieht. Dass einer von Sophias Genossen den „Wolverine“-Heldentod aus „Die rote Flut“ sterben darf (nur eben mit Panzer statt Hubschrauber), unterstreicht die Überschaubarkeit von Klasse und Ideen.

Doch auch wenn sich frische Impulse rar machen, unterhaltsam geraten ist „Sniper 2“ (oder in der hiesigen Fassung mit römischer Ziffer II versehen) fraglos. Die Action ist ansehnlich, die Darsteller agieren solide. Die pseudo-politischen und -philosophischen Anflüge des Intellektuellen Pavel hätten sich die Macher ruhig schenken können, doch dafür entschädigt der Showdown in der zerstörten muslimischen Grenzstadt. Nach der Konfrontation eines schwer bewaffneten Sonderkommandos bekommt der knurrige Haudegen Beckett noch ein Duell mit einem feindlichen Scharfschützen serviert – mit identischem Auskommen wie im Erstling. Wer es nicht großspurig oder anspruchsvoll braucht, findet hier durchaus brauchbare Zeitverschwendung. Denn deutlich schlimmer als hier geht es unbestritten.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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