Slither – Voll auf den Schleim gegangen (USA/CDN 2006)

slitherJames Gunn ist ein Kind des Trash. Seine Karriere begann in den mittleren Neunzigern bei den legendären TROMA-Filmstudios („Tromeo & Juliet“), wo er als Co-Regisseur, Komponist, Produzent, Autor und Darsteller Hollywood zu infiltrieren lernte. Im neuen Jahrtausend setzte er in finanzstärkere Gefilde über und schrieb Drehbücher für namhafte Mainstreamproduktionen, darunter „Scooby Doo“ und „Dawn of the Dead“. Sein bislang ambitioniertestes Projekt ist „Slither“, eine verschrobene Hommage an klassische B-Movies wie „Blob – Schrecken ohne Namen“. Darin variiert er einschlägige Genre-Klischees und tobt sich in Sachen Skript und Regie munter aus. Das Resultat entspricht ganz seinen Wurzeln – und ist mehr Auto- denn Autorenkino.

Neben den Klassikern helfen beim Ideenklau fleißig Billigfilme der Gangart „Die Nacht der Creeps“. Will heißen außerirdisch schleimiger Organismus trifft Zombie-Horror. Natürlich exerziert sich der Schrecken auch hier an einer US-Kleinstadt, die allerdings nur bedingt als exemplarisches Musterbeispiel provinzieller Idylle durchgeht. Die Ansiedlung ist mehr eine jagdfixierte Redneck-Hochburg, in der allen voran der ewig fluchende Bürgermeister (Gregg Henry, „Payback“) seine charakterlichen Auswüchse offen zur Schau trägt. Doch findet der heimelige Unfrieden ein jähes Ende, als nach einem Meteoriteneinschlag schleimiges Gewürm beginnt die Bewohner in willenlos schlurfende Werkzeuge territorialer Machtambition zu verwandeln.

Der erste, dem ein solcher Parasit ins Gehirn kreucht ist Grant Grant (Michael Rooker, „Cliffhanger“), den im behäbigen Auftakt die Verwandlung in ein undefinierbares Etwas mit Tentakeln und extrabreiter Zahnreihe ereilt. Dessen junge Frau Starla (Elizabeth Banks, „Spider-Man“) und Sheriff Pardy (Nathan Fillion, „Serenity“) versuchen der Entwicklung – und Grants Heißhunger auf Farmtiere jeglicher Art – anfangs mit Vernunft zu begegnen. Als sie aber die Einsicht schier hoffnungsloser Unterlegenheit mit voller Gewalt trifft und sich die gesamte Gemeinde in einen Hort wankender Kreaturen zu verwandeln scheint, greifen die Bewahrer menschlicher Individualität zu drastischeren Maßnahmen.

Es fällt schwer diesem ausgeflippten Horror-Ulk keine Sympathie entgegenzubringen. Das pure Gold, zu dem zahlreiche Journalisten das launige Spektakel stempelten, ist „Slither“ allerdings nicht. Da ist zum einen der selbstironische Humor, dessen fortwährende Anflüge nicht in voller Gänze fruchten und der wiederholt vom Bestreben eingeholt wird, neben allgegenwärtiger Kurzweil auch die horrorgemäße Ernsthaftigkeit integrieren zu wollen. Zum anderen wiegt das unbeständige Tempo mitunter wie Blei an Charakteren, die kaum mehr sein müssten als Abziehbilder eines hinlänglich bekannten Genres. Dem Unterhaltungswert schadet das nur marginal, obgleich es dem Film insgesamt eine gewisse Unwucht verleiht. James Gunn hat eine spaßig splattrige Sci-Fi-Komödie mit guten Tricks geschaffen, die zwar glänzend unterhält, jedoch mitnichten den Gipfel filmischer Ironie repräsentiert.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

 

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