Sinola (USA 1972)

sinolaClint Eastwood ist „Joe Kidd“. Für den deutschen Verleih aber schien dieser Titel zu wenig aussagekräftig, weshalb man sich für den wesentlich (ähm) schlüssigeren „Sinola“ entschied. Der bildet nun nicht länger die Figur ab, sondern die Stadt in der sie sich bewegt. Doch egal, ob Typ oder Ansiedlung, Eastwoods Mitwirkung garantiert unerschütterliche Coolness. Zumindest im angestammten Terrain des Westerns, wo jener Joe Kidd einen draufgängerischen Querulanten stellt, der in einen wüsten Konflikt um Grund und Boden verstrickt wird. Seine Sache ist der natürlich nicht. Doch ob er will oder nicht, über Umwege wird der Gerechtigkeit mit seinem Beistand auf die Sprünge geholfen.

Der im Schaffen des Hollywood-Haudegens wenig beachtete Genrefilm fährt hinter der Kamera klangvolle Namen auf. Regie führte John Sturges, der mit „Die glorreichen Sieben“ einen unsterblichen Klassiker geschaffen hatte, sich hier aber mehr auf die launige Variierung altgedienter Ingredienzen verlegte. Für die nötige Kurzweil sorgte Auto Elmore Leonard, aus dessen Feder auch lässige Gangster-Thriller wie „Das Gesetz bin ich“ oder „Jackie Brown“ stammen. Die stimmungsvolle musikalische Untermalung komponierte Lalo Schifrin („Bulitt“, „Dirty Harry“).

Weil er besoffen randaliert hat, erwacht Joe in einer Zelle, wo er, als die Anhörung vor dem Richter ruft, erst einmal einem vorlauten Mitgefangenen das Kochgeschirr vor den Schädel knallt. Die anti-autoritäre Lässigkeit kommt ja nicht von ungefähr. Der drohenden Haftstrafe entgeht der Angeklagte durch den Einfluss des reichen Harlan (Robert Duvall, „Der Pate“), der in der Region Jagd auf den mexikanischen Bandenführer Luis Chama (John Saxon, „Der Mann mit der Todeskralle“) machen will. Dieser nämlich pocht auf die Besitzrechte des begehrten Umlandes. Nur sind die beweisführenden Dokumente bei einem Brand vernichtet worden.

Der ortskundige Kidd wird erst von Harlan angeheuert und schlägt sich, als er die durchtriebene Natur seines Auftraggebers erkennt, auf die Seite der aufständischen Einheimischen. In kaum 85 Minuten handelt Sturges die Geschichte ab und begibt sich ob der dramaturgischen Simplizität fast auf zu dünnes Eis. Doch die toughe Action und der Spielwitz Eastwoods sorgen auch in diesem Falle für prächtige Unterhaltung. Zum Klassiker langte es für „Sinola“ nie. Doch wen kümmert das schon angesichts solch ausgewachsener Kurzweil? Eastwood- und Western-Fans jedenfalls nicht.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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