Sinister (USA/GB 2012)

sinisterhawkeLassen sich dem Geister-Horror nach „The Sixth Sense“ und „Paranormal Activity“ noch neue Seiten abringen? Offenkundig nicht. Wirkungsvolle Schocker lassen sich trotzdem auf den Weg bringen, was bei „Sinister“ die beidhändige Ideenanleihe sowohl bei modernen Low Budget-Kassenschlagern wie „Insidious“ als auch Klassikern des Kalibers „The Shining“ bedeutet. Zusätzlich angereichert mit Motiven von Serienkiller-Thriller und Found Footage-Mystery entsteht so ein potenter Nervenzerrer. Für soliden Überdurchschnitt reicht das locker, zwingend clever verknotet sind die bewährten Stilmittel und Erzählschemata in Scott Derricksons („Der Exorzismus von Emily Rose“) Genrevariation jedoch nicht.

Dafür macht der an den Kinokassen ertragreiche, für schlappe drei Millionen Dollar produzierte Streifen seinem Titel alle Ehre. Ein erstes Ausrufezeichen setzt die grobkörnige Auftaktszene, in der vier gefesselte Gestalten gleichzeitig an einem Baum aufgeknüpft werden. Dies grausame Verbrechen ist Antrieb der Geschichte, wenn True Crime-Autor Ellison Oswalt (Ethan Hawke, „The Purge“) mit seiner Familie in die ländliche Provinz zieht. Die lange erhoffte Rückkehr in die Erfolgsspur gedenkt er mit der Rekonstruktion jenes einleitend gezeigten Mehrfachmordes zu erreichen. Was er der besorgten Gattin Tracy (Juliet Rylance, „Frances Ha“) und den beiden Kindern verschweigt ist jedoch, dass es sich beim günstig erstandenen Domizil um den Schauplatz jener schaurigen Aufknüpfungen handelt.

Als Ellison auf dem Speicher einen Karton mit alten Filmrollen findet, die neben der von ihm recherchierten auch verschiedene andere Bluttaten – sowie eine schaurig maskierte Gestalt – zeigen, wird die Familie in einen mörderischen Mahlstrom gezogen. Mit Hilfe eines ihn bewundernden lokalen Polizisten (James Ransone, „Treme“) identifiziert der Autor die übrigen getöteten Familien, während der konsultierte Professor Jonas (Vincent D’Onofrio, „Criminal Intent“) auf einen altertümlichen kinderfressenden Dämon verweist. Obwohl seine Kinder seltsames Verhalten offenbaren und er selbst zunehmend von Angstzuständen und Whiskeydurst übermannt wird, taucht Ellison immer tiefer in die Welt des Schreckens ein. Mit fatalen Folgen.

„Sinister“ lebt vom Mix der Subgenres und der überzeugenden Darbietung Ethan Hawkes. Anfangs resultiert ein Gutteil der Atmosphäre aus dessen Sichtung der Snuff-Filme, wobei die Aussicht auf einen menschlichen Killer vorerst gewahrt bleibt. Doch Derrickson will eine standesgemäße Geisterbahnfahrt, die mit mysteriösen Tiererscheinungen, scheinbarem Eigenleben der grausigen Heimvideos und reichlich Dunkelheit zwar effektiv, aber auch etwas überfrachtet wirkt. Als geradewegs nervig entpuppt sich der dauerhaft einsetzende Score Christopher Youngs („Drag Me to Hell“), der in Anlehnung an „American Horror Story“ auf die bemüht verstörende Verbindung von Instrumenten und Geräuschen setzt. Subtil ist der versierte Dreh an der Spannungsschraube also nicht. Dem Verlangen der Genrefans sollte das souveräne Schauerstück trotz finaler Überkonstruktion aber Genüge tun.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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