Silverado (USA 1985)

silveradoDer Western als Kammerspiel. Zumindest für einen Augenblick. Zu Beginn von „Silverado“ erwacht Cowboy Scott Glenn („Backdraft“) in einem Holzverschlag. Plötzlich wird auf ihn geschossen, von vorn durch die Tür, von oben durchs Dach. Mit Colt und Flinte gelingt es ihm, die unsichtbaren Gegner auszuschalten. Zur vollen Breite, der Überlagerung von Horizonten und zerklüfteten Landschaftspanoramen, holt der Film erst aus, als der von Glenn verkörperte Emmett ins Freie tritt. Die von John Bailey („In the Line of Fire“) wunderbar geführte Kamera tut es dem Protagonisten gleich. Die Enge wird aufgehoben, die Wiederbelebung des klassischsten aller amerikanischen Filmgenres eindrucksvoll eingeläutet.

Anno 1985 versuchten gleich zwei Werke, dem gebeutelten Western frisches Blut zu injizieren. Der erfolgreichere war Clint Eastwoods „Pale Rider“, der klassische Mythen aufgriff, ohne ihnen jedoch eine neue Perspektive zu verpassen. Das, wie auch eine kleine Renaissance des Genres, sollte Eastwood erst mit seinem Meisterwerk „Erbarmungslos“ (1992) gelingen. Auch Lawrence Kasdans („Wyatt Earp“) Genre-Belebung „Silverado“ wirkt eher wie eine moderne Übersetzung gängiger Erzählstrukturen, bemüht sich jedoch um ambivalente Figuren und entkräftet manches Klischee durch unterschwelliges Augenzwinkern. Den Rest erledigt die bis in kleinere Nebenrollen – u.a. Linda Hunt („Ein Jahr in der Hölle“) und Jeff Goldblum („Die Fliege“) – stargespickte Besetzung.

Auf seinem Weg durch die Wüste findet Emmett den halb verdursteten Paden (Kevin Kline, „Ein Fisch namens Wanda“), der nach einem Raubüberfall nur noch die Unterhose am Leib trägt. Im nächsten Ort kann er einen der Schuldigen stellen und erschießen. Von seinem alten Weggefährten Cobb (Brian Dennehy, „Rambo“) bekommt er Geld für Kleidung, lehnt es allerdings ab, sich mit ihm und dem gerade aus dem Knast entlassenen Tyree (Jeff Fahey, „Body Parts“) zu verbünden. Stattdessen reitet Paden mit Emmett weiter, der seinen heißblütigen Bruder Jake (Kevin Costner, „Der mit dem Wolf tanzt“) auflesen und in Silverado Abschied von der Schwester nehmen will, bevor sie gemeinsam die Reise nach Kalifornien antreten.

Doch Jake, der im Streit einen Mann erschossen hat, will erst einmal aus dem Gefängnis befreit und dem Zugriff des eitlen englischen Sheriffs Langston (herrlich gegen den Strich besetzt: John Cleese, „Das Leben des Brian“) entzogen werden. Behilflich ist ihnen der schwarze Cowboy Mal (Danny Glover, „Lethal Weapon“), der in Silverado auf die elterliche Farm zurückkehren will. Doch vor Ort ist nichts wie erwartet. Cobb hält die Gegend fest im Griff und breitet seine Machtstruktur kontinuierlich aus. Wohin das führt, bleibt erahnbar, doch ist Kasdans Inszenierung kurzweilig und der stattliche Actionanteil packend gestaltet. Und weil auch die verschiedenen persönlichen Showdowns entsprechend wuchtig ausfallen, ist der (heimliche) Klassikerstatus vollauf gerechtfertigt.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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