Silmido (ROK 2003)

silmidoDie gespaltene Nation Koreas könnte in ihrer Mentalität kaum unterschiedlicher sein. Der kommunistische Norden schottet sich gegen den westlich orientierten Süden kategorisch ab und bleibt eine auf Personenkult fixierte Diktatur. Spannungen sind unumgänglich. Manchmal äußern sie sich in gewaltsamen Übergriffen. So versuchte ein Einsatzkommando des Nordens Park Chung Hee, den Präsidenten des Süden, zu eliminieren. Die Gegenreaktion ließ nicht lange auf sich warten. Zum Tode verurteilte Sträflinge wurden rekrutiert, um ihrerseits ein Attentat zu verüben. Nur eben auf das nordkoreanische Staatsoberhaupt Kim Il Sung. Zu einem Einsatz kamen die Männer nie. Als die Regierung die Einheit auflösen und ihre Existenz vertuschen wollte, kam es zu einer Revolte. Von diesen Ereignissen ist „Silmido“ inspiriert.

Die zunehmende Popularität des südkoreanischen Kinos erlaubt die Verfilmung dieser historischen Fußnote als packendes Action-Drama. Mit dem verhältnismäßig gigantischen Budget von 10 Millionen Dollar zeigt Regisseur Woo-Suk Kang („Public Enemy“) die Degradierung des Menschen zum Kriegsinstrument – und die Folgen, wenn jenes zur Nutzlosigkeit verdammt wird. Benannt ist der aufwändig inszenierte Streifen nach der Ausbildungsstätte, einer felsigen Insel unter militärischem Kommando. Dort werden 31 Todgeweihte über Jahre zu Killermaschinen ausgebildet. Die Charaktere sind nur grob umrissen. Der Art des Ausbildungsfilms entsprechend werden sie geformt und gedrillt, bis sie eine verschworene Gemeinschaft bilden. Frei von Dehnung ist das überlange Spektakel damit nicht.

Politische Richtungswechsel machen die Truppe irgendwann überflüssig. Das Tauwetter eines kalten Kriegs bringt besonnenere Köpfe in Entscheiderpositionen. Die Mission wird abgeblasen, nachdem sich die Männer bereits auf dem Weg ins Feindesland befinden. Der Bruch bleibt spürbar. Aus ihm nähren sich Unzufriedenheit und Misstrauen. Die eingeimpfte Vaterlandstreue wird auf eine harte Probe gestellt. Ohne Pathos scheint die Geschichte nicht zu funktionieren. Die Vision der Wiedervereinigung, das Streben vergangenes Unrecht zu büßen, treibt die Männer an. Am Ende, wenn sie sich der nahenden Exekution mit Waffengewalt entziehen, bleibt ihnen nur der Freitod als Ehrenmänner. Handwerklich ist „Silmido“ tadellos, in der Aufzeigung der Gewalt mitunter selbstzweckhaft umgesetzt. Starke Darsteller (u.a. tragen den melodramatischen Männerfilm. Im Bemühen um den Spagat zwischen Anspruch und Unterhaltung schleichen sich allerdings immer wieder Klischees US-amerikanischer Bauart ein. So gefällt das Werk. Nur berühren will es nicht.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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