Sie nannten ihn Stick (USA 1985)

sienanntenihnstickAuf seine vierte Regiearbeit, „Sie nannten ihn Stick“, wird Burt Reynolds sicher nicht gern zurückschauen. Die nach einem Roman von Elmore Leonard („Jackie Brown“) verfilmte und vom Autor selbst auch in ein Drehbuch umgearbeitete Geschichte war ursprünglich für eine Veröffentlichung im Jahr 1984 vorgesehen. Nachdem Reynolds, der sich in der Hauptrolle gleich selbst inszenierte, das fertige Werk beim produzierenden Studio Universal vorstellte, verlangte man dort aber Nachdrehs. Der Actionanteil sollte gesteigert, die humoristische Note gemindert werden.

Reynolds, dessen Stern zu dieser Zeit bereits spürbar gesunken war, musste sich fügen. Das Ergebnis ist eine in sich unausgegorene, im Gegenzug aber rundheraus unterhaltsame Räuberpistole, die ihren Star als Ex-Knacki Ernest Stickley, genannt Stick, nach Miami zurückkehren lässt, wo er sich in ein bürgerliches Leben mit Tochter Katie (Tricia Leigh Fisher, „C.H.U.D. II – Bud the Chud“) fügen will. Sein alter Kumpel Rainy (José Pérez, „Miami Blues“) verstrickt ihn aber bald wieder in krumme Geschäfte. Für Drogendealer Chucky (Charles Durning, „Tootsie“) soll er eine Geldübergabe mit Männern des kolumbianischen Rauschgiftbarons Nestor (Castulo Guerra, „Terminator 2“) erledigen.

Aber es kommt, wie es kommen muss: Rainy wird von Albino-Killer Moke (Stuntman Dar Robinson, „Lethal Weapon“) hinterrücks ermordet und der flüchtige Stick gerät auf sämtliche Abschusslisten. Also heuert er beim geckenhaften Filmproduzenten Barry Braham (George Segal, „Wer hat Angst vor Virginia Wolf?“) als Chauffeur an, der ihm durch seine guten Kontakte zu Chucky Rückendeckung verschaffen soll. Dazu verguckt er sich in dessen Geschäftspartnerin Kyle (Candice Bergen, „Gandhi“) und rechnet mit den Fieslingen ab, die ihm nach dem Leben trachten. All das spult Reynolds mit spanungsarmer Lässigkeit herunter, gibt dem Film aber genügend Tempo und 80’s-Chic, dass zumindest keine Langeweile aufkommt.

Trotzdem bleibt die Verknüpfung von coolem Thriller und brutaler Rachegeschichte in „Miami Vice“-Neonoptik inkohärent. Nebendarsteller Durning verkommt mit lachhaftem Toupet und wild wuchernden Augenbrauen zur Witzfigur und Reynolds Routine-Performance lässt die großen Zeiten des wandelnden Schnauzbarts immerhin noch erahnen. In Erinnerung bleibt aber einzig Robinsons eiskalter Albino, der sich mit dem legendären Sturz von einem Appartement-Komplex spektakulär verabschieden darf. Für Reynolds sollte es geschäftig weitergehen. Den Absturz in karrieristische Untiefen und Privatbankrott konnte das einstige Sexsymbol trotzdem nicht verhindern. Aber Filme wie dieser helfen immerhin das brüchige Denkmal halbwegs zusammenzuhalten.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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