Shaolin Kickers (HK 2001)

shaolin-kickersFußball ist Krieg…

Es ist soweit, endlich wird auch unsere mehr oder minder fußballverwöhnte Nation vom aktuell erfolgreichsten je in Hong Kong produzierten Film heimgesucht. Dieser erweist sich bei genauerer Betrachtung jedoch nicht als wüst choreographierte Ballerorgie aus der Schmiede des mittlerweile in den Konventionen der amerikanischen Kinoindustrie befangenen Regisseurs John Woo, sondern erstaunlicherweise als irrwitzige Rasensport-Komödie rund um die Freuden des genähten Lederballes. Doch was heißt erstaunlicherweise, immerhin zeichnet sich Stephen Chow, seines Standes erfolgreichster und beliebtester Komödiant des ehemaligen Stadtstaates für „Shaolin Kickers“ (Alternativtitel: „Shaolin Soccer“) verantwortlich.

Außerhalb Asiens blieb Chow, der allein an fünf der 10 erfolgreichsten Produktionen Hong Kongs beteiligt ist, der internationale Durchbruch bislang jedoch verwehrt. Ob dieser Umstand durch den deutschen Kinostart des bereits 2001 entstandenen „Shaolin Kickers“ eine Änderung erfährt, bleibt derweil abzuwarten. Fest steht allerdings, dass der in mehr als 50 Filmen als Darsteller und Regisseur in Erscheinung getretene Chow mit diesem furiosen Mix aus Sportfilm, Komödie, Martial-Arts und Romanze auch die Tür zur westlichen Welt ein weites Stück aufgestoßen hat. Aufgrund dieser Voraussetzungen dürfte es den kreativen Possenreißer auch nur leidlich stören, dass sein Werk lediglich in einer gemessen am Director‘s Cut gehörig gestutzen Version den Weg in die hiesigen Lichtspielhäuser antritt.

20 Jahre sind ins Land gegangen, seit der ehemalige Fußballstar „Golden Leg“ Fung (Ng Man-Tat, „The Big Brawl“) nach einem getürkten Entscheidungsspiel von einem wütenden Mob zum Krüppel geschlagen wurde. Nun, am gesellschaftlichen Bodensatz angekommen, macht Fung die Bekanntschaft des Shaolin-Meisters Sing (Stephen Chow). Der ist mehr schlecht als recht darum bemüht, diese beinahe in Vergessenheit geratene Kunst des Kampfes zu neuerlicher Popularität zu führen. Nach anfänglichen Querelen raufen sich die beiden zusammen und kreieren eine akrobatische Mischung aus Fußball und Kung-Fu.

Mit neu gewonnenem Selbstvertrauen scharen die beiden Sings ehemalige Glaubensbrüder um sich, um beim hochdotierten China Supercup ihr ganzes Können unter Beweis zu stellen und obendrein Fungs Erzfeind Hung und sein Evil Team in ihre Schranken zu weisen. Nebenbei gewinnt Sing die Gunst der ärmlichen Bäckerin Mui (Vicky Zhao, „Das Duell in der verbotenen Stadt“), der aufgrund ihrer herausragenden Fähigkeiten im Tai-Chi eine ganz besondere Rolle im Team der ballspielenden Mönche zuteil wird.

Schräge Charaktere, witzige Sporteinlagen, ein Schuss Romantik und possierliche Computereffekte bestimmen die Beschaffenheit von „Shaolin Kickers“. Der Film ist obendrein geprägt von beinahe klassischen Eastern-Einlagen und einer Fülle an Zitaten, die unter anderem eine gelungene Huldigung des unvergessenen Bruce Lee bereithalten. Obwohl herrlich albern und überdreht, weisen zotige Witze eher Seltenheitswert auf. Im Vordergrund steht eindeutig das skurrile Element des auch auf visueller Ebene überzeugenden Geschehens. So verwundert in Anbetracht der Mitarbeit des Altmeisters Ching Siu-Tung („A Chinese Ghost Story“) auch nicht die passagenweise auftretende Artverwandtschaft zum Effektgewitter „Matrix“, sorgte der fulminante Regisseur doch bei „Shaolin Kickers“ einmal mehr für die Choreographie der übermütigen Martial-Arts- und Akrobatikeinlagen.

In Personalunion aus Regisseur, Produzent, Cutter, Co-Autor und Hauptdarsteller schafft Multitalent Stephen Chow eine ganz eigentümliche Art der Komödie und entführt den Zuschauer in eine optisch kühn bebilderte und ansprechend fotografierte Welt jenseits physikalischer Gesetze und bestehender Logik. Sinn schafft dies sicherlich nicht, aber den munteren Darstellern bei ihrem persönlichen Kampf um einen festen Platz im Leben zuzuschauen, bereitet einen Heidenspaß. Schade nur, dass der Wortwitz der Originalfassung einmal mehr der unbefriedigenden deutschen Synchronisation zum Opfer fällt.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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