Secret Defense (F 2008)

secret-defense„Ein Agent ist kein Mensch, er ist eine Waffe“ – Alex

Amerikanische Agenten- und Politproduktionen haben sich schon immer gerne mit der weltweiten Terrorgefahr, speziell natürlich mit der Bedrohung gegen ihr eigenes Land beschäftigt. Besonders der heikle islamistische Fundamentalismus kann seit dem schicksalhaften 11. September 2001 wohl als Erz-Nemesis aller US-Patrioten angesehen werden. In der Realität wie auch auf der Leinwand. Der französische Filmemacher Philippe Haïm liefert mit seinem explosiven Thriller „Secret défense“ nun eine europäische Sichtweise des zum interglobalen Konflikt angewachsenen Schreckensszenarios. Und begeistert damit vollends.

Auf der einen Seite haben wir Diane (Vahina Giocante), die ihr Sprachstudium durch Prostitution finanziert, um später als Dolmetscherin arbeiten zu können. Sie hat ein viel versprechendes Praktikum in den Vereinigten Arabischen Emiraten in Sicht. Bei der Prüfung fällt sie allerdings durch, lernt dabei aber den smarten Jérémy kennen, mit dem sie eine Liebesbeziehung beginnt. Jérémys Vater Alex (Gérard Lanvin), der beim DGSE, dem französischen Geheimdienst, arbeitet, bietet der orientierungslosen Diane einen Job beim Auslandsnachrichtendienst an. Ihre geheime Nebentätigkeit, die dem auktorialen Agenten nicht verborgen bleiben konnte, nutzt er gnadenlos als Druckmittel gegen die junge Frau.

Daneben sehen wir den Werdegang Pierres (Nicolas Duvanchelle), Loser und Kleindealer, der sich mit allem was er tut eigentlich nur die Liebe seiner Mutter verdienen möchte. Nach einem geplatzten Drogendeal und darauf folgendem Gefängnisaufenthalt wird er unter die Fittiche eines islamischen Terrornetzwerks genommen. Zum Islam konvertiert, nimmt er den Namen Azis an. Seine neuen Brüder können ihn von der Notwendigkeit des Heiligen Krieges überzeugen. Mit neuem Lebenswillen begibt sich der junge Mann nach seiner Entlassung nach Afghanistan und lässt sich dort zum Selbstmordattentäter ausbilden.

Als dritte Instanz plant die Al-Qaida-Koryphäe Al Bahrad (Simon Abkarian) einen perfiden Giftgasanschlag gegen Frankreich. Als der DGSE Wind von der Sache bekommt, schickt Alex die noch unerfahrene Diane direkt in die Hände des gewissenlosen Terroristenführers, damit diese Informationen zum Ablauf des Anschlags generieren kann. Es dauert nicht lange, da trifft sie auf den zum Gotteskrieger konvertierten Azis/Pierre, der die heikle Aufgabe aufgebürdet bekommen hat, das Gas in einer Pariser Metro freizusetzen.

Die meisten Hollywood-Beiträge zum Thema Terror haben eine simpel gestrickte Existenzberechtigung: Action satt, mit hier und da kritischen Untertönen. „Secret défense“ verzichtet zwar auch nicht auf Getöse, aber als reiner Selbstzweck werden wohldosierte und realistische Actionsequenzen nie eingesetzt. Es geht nicht um Pyrotechnik, es geht um die Menschen. Solche, die, egal für welche Seite sie Blut und Wasser lassen, von ihren Befehlshabern nur zum Erreichen ihrer Ziele eingesetzt werden. Koste es was es wolle. Diane wie auch Pierre werden zu ersetzbaren Marionetten, die gehorchen zu haben, ohne Fragen zu stellen.

Dass ein menschliches Leben in der Welt von Terrorstiftern und -bekämpfern nichts zählt, erfahren beide Agenten mehrmals an eigenem Leib. Alex und Al Bahrad sind beide so skrupellos, dass sie für den Erfolg der Mission ohne mit der Wimper zu zucken eigenes Personal opfern (würden), was sie auf eine morbide Weise fast wesensgleich erscheinen lässt. Neben dem spannenden Szenario und der überragenden Kameraarbeit hat der Film noch das Glück, ein Darstellerteam vorweisen zu können, welches bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt ist. Die vier Hauptrollen sind genial zugeteilt worden, zu jeder Zeit liefern sie eine absolut glaubwürdige Performance ab.

Die zutiefst düstere Prämisse der Geschichte, die ohne jegliches Ergreifen zu einer Partei und dem dazu gehörenden erhobenen Zeigefinger auskommt, begeistert wirklich bis zur letzten Minute. Wenn alle Intrigen und Lügen aufgedeckt sind, bleibt der Zuschauer mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zurück. Besonders deshalb, weil er sich sicher sein kann, dass das Gezeigte von der Realität gar nicht mal so weit entfernt liegt.

Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

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