Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt (USA/CDN/GB/J 2010)

scott-pilgrim-gegen-den-rest-der-weltDas Leben ist ein Spiel. Wenn es nach Regisseur Edgar Wright („Shaun of the Dead“) geht sogar ein Videospiel. Denn die von ihm gedrehte sowie co-verfasste Comic-Adaption „Scott Pilgrim vs. the World“ versetzt das Leben eines schüchternen Bassisten in eine Art dauerhaften Arcade-Modus – und durchdringt die bittersüße Realität der klassischen Coming of Age-Geschichte durch visuell überwältigende Beat ‚em Up-Einschübe.

Jener Scott Pilgrim, famos gespielt von Michael Cera („Juno“), ist Anfang zwanzig und ohne Einkommen. Er lebt im kanadischen Toronto, als Dauergast in der kleinen Bude seines zynischen schwulen Freundes Wallace (wider allen Klischees: Kieran Culkin, „Igby“). Groß sind allein seine Träume, die neben der ambitionierten Garagen-Rockband ´Sex Bob-Omb´ der Liebe gelten. Doch Teenager-Freundin Knives Chau (Ellen Wong) entspricht nicht so recht seiner Vorstellung einer reifen Beziehung.

Dafür tröstet sie über die tiefen Wunden hinweg, die die mittlerweile zum Rockstar aufgestiegene Envy (Brie Larson, „Greenberg“) hinterließ, als sie Scott einst abschoss. Der fasst neuen Mut, als er sich in die Amerikanerin Ramona (Mary Elizabeth Winstead, „Death Proof“) verliebt. Die wirkt flippig, selbstbewusst und wechselt ihre Haarfarbe beinahe wöchentlich. Scott ist fasziniert und erlebt, als er tatsächlich ihr Interesse wecken kann, sein blaues Wunder. Denn der Weg in Ramonas Herz ist von ihren sieben bösartigen Ex-Freunden versperrt.

Eben die fordern den liebestollen Werber der Reihe nach zu tricktechnisch ideen- und gleichsam anspielungsreichen (Martial-Arts-)Duellen. Der Beginn einer rasanten Selbstfindung, an deren Ende die Konfrontation des fiesen Plattenproduzenten Gideon Graves (gewohnt sehenswert: Jason Schwartzman, „Darjeeling Limited“) steht. Mit viel Witz und origineller Regie verbeugt sich Edgar Wright vor Teen-Komödien- und Spielhallenklassikern. „Scott Pilgrim vs. the World“ sprüht förmlich über vor skurrilen Einfällen und etabliert eine eigentümliche Realität, die ihren tragikomischen Kern nie gänzlich überzeichnet.

Beachtlich sind auch die Cameos von Thomas Jane („Punisher“) und Clifton Collins Jr. („Babel“) als Veganer-Polizei sowie der Kurzauftritt von Bryan Lee O’Malley, Erfinder der Comicvorlage als Barbetreiber. Dass die Geschichte auf allen Ebenen wunderbar funktioniert, liegt aber vor allem auch an den bravourösen Darstellern, die Emotion und Übermut stets im richtigen Maß halten. Eine Art Independent-Blockbuster also, der nicht allein Computerspiel-Nerds hellauf begeistern wird.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

 

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