Scarecrow (USA 2002)

scarecrow„Mann, das ist ja schlimmer als in einem schlechten Film hier.“

Beinahe könnte man so etwas wie Mitleid für das Schicksal des gebeutelten Teenagers Lester Dwervick (Tim Young, „Camp Blood“) empfinden. Der schüchterne Junge mit den zusammengepressten Lippen und dem leeren Dackelblick wird nämlich permanent von seinen Mitschülern und sogar Lehrern drangsaliert. Außerhalb der peinigenden Schulzeit ist es auch nicht besser, öffnet Lesters Mutter im heimischen Wohnwagen doch Tür und Schenkel für allerlei notgeiles Gesocks. Als einer von Mutters asozialen Stechern – komplett mit furchteinflößender Perücke und gruselig an die Oberlippe gekleistertem Schnurbart – den künstlerisch begabten Außenseiter eines Abends volltrunken ins Jenseits befördert, wandert der rachsüchtige Geist Lesters in die Vogelscheuche (Stuntman Todd Rex, „Blood Gnome“) eines nahen Feldes. Ein Jahr später erwacht der Gequälte im Körper der Strohpuppe zu neuem Leben – und übt blutige Rache an seinen Peinigern.

Wie gesagt, man könnte beinahe Mitgefühl für das harte Los des gescholtenen Lester empfinden. Aber auch nur beinahe, wirkt das wüst gestrickte Martyrium des Jungen doch schier schmerzhaft unglaubwürdig. Bereits in der ersten Viertelstunde rumpelt „Scarecrow“ über jegliche Außenseiterklischees hinweg, kreiert jedoch keinerlei sympathischen Freiraum für die Legitimation der späteren Blutrache. Denn Lester wird als derart stumpfsinnig und dröge charakterisiert, dass die Repressalien seiner Mitmenschen in jeder Hinsicht verständlich anmuten. Das Lester-Darsteller Tim Young ganz nebenbei viel zu alt für die Verkörperung eines Mittelschülers ist, fällt in Anbetracht der vorzeitigen Alterung des gesamten ‚Teenie’-Casts kaum mehr ins Gewicht.

Wenn dramaturgisch einzig Klischees und formal lediglich Untalent zu holen ist, ruht der letzte Funken Hoffnung eben auf den Effekten. Die sind gemessen am schmalen Budget nicht mal die schlechtesten, wenngleich „Scarecrow“ in einen blutigen Sud hinlänglich bekannter Tötungsschemata getunkt wird. Hier mal eilig Mutters Fickfreund enthauptet, dort mal munter einem ehemaligen Mitschüler das Herz aus der Brust gerissen. Wer sich auch beim x-ten Male noch an dergleichen Meucheleien ergötzen kann, der wird hier möglicherweise souverän abgefertigt. Und wären da nicht die gesichtslosen Laiendarsteller und die nervtötende deutsche Synchronisation, „Scarecrow“ wäre vielleicht mehr als nur ein weiterer Zeitverschwender in blutiger Verpackung.

Dabei prescht der französische Regisseur Emmanuel Itier („The Midnight Hour“) im Abspann forsch nach vorn, indem er seinen amateurhaften Slasherfilm ‚il Maestro’ Dario Argento widmet. Ob sich der italienische Giallo-Guru allerdings über derartigen Zuspruch freuen kann, soll an dieser Stelle allein der Imagination des Betrachters vorbehalten bleiben. Jedenfalls tut Itier seinem Film keinen Gefallen, den aufgewärmten Plot inmitten einer ‚Campfire Tales’-gemäßen Rahmenhandlung zu platzieren. Dass der wohlwollend als solcher bezeichnete ‚Schlussgag’ bereits nach wenigen Momenten so greifbar ist wie der gesamte Handlungsstrang „Scarecrows“ an sich, liegt auf der Hand. Die bereits in den Startlöchern unkenden beiden Sequels des drögen Strohfeuers im Fahrwasser von „Night of the Scarecrow“ hätte man sich jedoch getrost sparen können.

Wertung: 2 out of 10 stars (2 / 10)

 

scroll to top